Startbahn-Wut: CSU-General mit Tomate attackiert
München - Die Gegner einer dritten Start- und Landebahn kündigten am Freitag den von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) angebotenen Dialog auf. Bei einer Demonstration vor der CSU-Parteizentrale in München mit gut 300 Teilnehmern erklärte Hartmut Binner vom Aktionsbündnis AufgeMUCkt, die Einladung des Regierungschefs für September werde ausgeschlagen.
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CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der seinen Sommerurlaub verschoben hatte, um sich den Demonstranten zu stellen, wurde mit einem Ei und einer Tomate beworfen. Binner betonte, er habe sich bei Dobrindt dafür entschuldigt. „Das war nicht nur überflüssig, es ist auch unmöglich“, sagte er. Trotz des Angriffs hielt Dobrindt das Gesprächsangebot weiter aufrecht. „Unsere Hand ist ausgestreckt“, sagte er.
Huber wirbt für dritte Startbahn
Helga Stieglmeier vom Aktionbündnis versprach einen „heißen Herbst“. Man wolle „die Wut weitertragen bis zu den Landtags- und Bundestagswahlen. Dann werde die Staatsregierung “die Quittung bekommen„. An der Demonstration nahmen auch die Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Margarete Bause, der Freisinger Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Magerl und der Vorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, teil.
Aiwanger sagte: “Wir brauchen das Geld in der Fläche und nicht für den Größenwahn am Münchner Flughafen.„ Auf dem Land fehlten Internetanschlüsse, es gebe zu wenig Lehrer und die Kommunen seien verschuldet. “Sollte Schwarz-Gelb an diesem Wahnsinn festhalten, werden sie sich daran genauso verschlucken wie ihre früheren Freunde von der Südschiene in Stuttgart„, sagte er mit Blick auf die dortigen Proteste gegen einen neuen Bahnhof.
Der CSU-Wirtschaftsexperte Erwin Huber warb für den Flughafen-Ausbau. Huber sagte der Nachrichtenagentur dapd, es gehe um eine “Infrastruktureinrichtung, die im gesamtbayerischen Interesse wichtig ist„. Der Freistaat brauche als exportorientiertes Bundesland schnelle und leistungsfähige Verkehrsverbindungen. Huber fügte hinzu, über die dritte Startbahn werde “nicht in Demonstrationen entschieden„.
Schmid entsetzt über Eierattacke
CSU-Fraktionschef Georg Schmid empörte sich über die Eierattacke auf Dobrindt. “Wer in Bayern eine Kultur des Dialogs will, muss sich von solchen Formen des Protests distanzieren.„ Von Bause und Aiwanger müsse “eine eindeutige Abgrenzung kommen„. Die Regierung von Oberbayern hatte am Dienstag grünes Licht für den rund eine Milliarde Euro teuren Ausbau des Flughafens mit einer dritten Startbahn gegeben. Die Projektgegner haben Klagen angekündigt. Die Flughafen-Geschäftsführung hat versichert, dass bis zur gerichtlichen Klärung nicht mit den Bauarbeiten begonnen wird.