Starnberger See: Wo ist der 13-jährige Leo?
- Beim Ruder-Training am Starnberger See verschwindet ein junger Schüler aus München spurlos.
- Der Bub ist offenbar verunglückt.
- Die intensive Suche nach ihm dauert an.
- Der Ruderclub befürchtet "den schlimmsten Fall"
München/Starnberg - Das Boot hält nur zum Tanken, lang liegt es nicht am Steg, denn die Suche muss weitergehen. Leo ist weg. „Wir hoffen sehr, dass wir ihn finden“, sagt Bernd Matuschek, der gerade von dem Polizeiboot an Land geklettert ist. Zwischen Kiel und Uferbebauung platscht das Wasser. Es ist kalt. Zu kalt für Leo? „Wir geben nicht auf“, sagt Matuschek. Er leitet die Polizeiinspektion Starnberg – und die Suche nach dem 13 Jahre alten Schüler Leo, der bei einer Ruder-Übung spurlos verschwunden ist.
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Sonntagabend am Westufer des Starnberger Sees. Eine Gruppe Ruderer ist zum Training auf dem See unterwegs. Unter ihnen: Leo. Der junge Münchner Schüler sitzt in einem Einer-Ruderboot. Es ist böig, der Wind kommt aus Osten und ist dadurch gerade am Westufer recht zugig. Einzelübungen stehen auf dem Plan, in Ufernähe. Dass Leo dabei abhanden kommt, merkt zunächst offenbar niemand.
Erst gegen 18.15 Uhr, nach dem Training, fällt auf, dass der Schüler fehlt. Die Mitglieder des Münchner Ruderclubs, bei dem Leo Schüler-Ruderer war, suchen nach ihm, dann verständigen sie die Polizei. Denn Leos Boot treibt einsam auf dem See, etwa 50 Meter vom Ufer entfernt. Von dem Buben fehlt jede Spur.
Eine riesige Such-Aktion beginnt. Sämtliche Rettungskräfte, die rund um den See verfügbar waren, sind im Einsatz. Mit rund 15 Booten suchen die Helfer nach dem Buben. Zwei Hubschrauber machen Wärmebilder vom See, Einsatzkräfte mit Hunden gehen das Ufer ab. Bis 2.40 Uhr nachts – vergeblich.
Tags darauf geht die Suche weiter. Die Polizei ist nun auch mit einem Sonar-Gerät im Einsatz und sucht damit auch unter Wasser. Man könne bisher nichts ausschließen, sagt Polizist Matuschek, auch nicht ein Gewaltverbrechen oder dass Leo abgehauen ist. Doch im Moment sehe es nach einem schlimmen Unfall aus.
Leo ist als Ruderer noch recht unerfahren. Er hat letztes Jahr im September mit dem Sport begonnen. Der 13-Jährige ist sportlich, wirkt älter als 13 Jahre. Er ist 1,93 Meter groß, schlank und hat hellbraune bis dunkelblonde lockige Haare. Als er verschwand, trug er eine lange Sporthose und ein helles, eventuell ein weißes T-Shirt.
Ist der Bub mit seinem Boot gekentert? Die Folgen wären drastisch: „Das Wasser hat nur fünf bis sieben Grad“, sagt Bernd Matuschek. „Bei diesen Temperaturen kann selbst der Weg vom Boot bis zum Ufer zu lang sein, weil die Kälte den Körper sehr schnell auszehrt.“
Auf der Seite des Ruderclubs, mit dem der Schüler trainierte, heißt es, man hoffe auf einen glücklichen Ausgang der Rettungsmaßnahmen: „Unsere Gedanken sind bei der Familie des Sportkameraden, die jetzt um sein Wohlergehen bangt.“
Ruderclub befürchtet "den schlimmsten Fall"
Am zweiten Tag nach dem Verschwinden des Junges schreibt der Club auf seiner Website:
Auch am zweiten Tag nach dem bereits gemeldeten Trainingsunfall gibt es noch keine Spur vom vermissten Sportler. Leider brachte die intensive Suche zu Wasser, zu Lande und aus der Luft noch kein Ergebnis. Der Verein sieht sich gezwungen, die Einschätzung der Polizei zu teilen und den schlimmsten Fall zu befürchten. Der Vorstand befindet sich in intensivem Dialog mit den Beiteiligten und unterstützt die Ermittlungsbehörden nach Kräften. Unser Mitgefühl gilt weiterhin Familie, Freunden und Angehörigen des verunglückten Jungen.
Unfälle am Starnberger See: Wenn der See zur Todesfalle wird
Laut Polizeipräsidium Oberbayern Nord gab es in den letzten fünf Jahren 13 Unfälle am Starnberger See. Dabei handelte es sich um vier Badeunfälle mit vier Toten und neun Tauchunfälle mit insgesamt sechs Toten. Besonders gefährlich für Taucher ist die Steilwand vor Allmannshausen. Sie zählt zu den beliebtesten, aber auch zu den anspruchsvollsten Tauchspots in Deutschland.
Die tragischsten Unfälle aus den letzten Jahren:
2007: Ein 46-jähriger Tauchschüler aus dem Raum Augsburg verunglückt an der Seeburg in Allmannshausen tödlich. Als seine Ausbildungsgruppe den Tauchgang wegen Schwierigkeiten auf der Höhe von 33 Metern abbricht, verliert sie den Konktakt zu dem 46-Jährigen. Trotz sofort eingeleiteter Suche wird die Leiche des Verunglückten erst zwei Wochen später geborgen.
2011: Eine Passantin entdeckt einen leblos im Wasser treibenden Mann an der Starnberger Seepromenade. Der 77-Jährige kann zunächst wiederbelebt werden, stirbt jedoch kurz darauf an den Folgen seines Badeunfalls.
2013: In den frühen Morgenstunden ertrinkt eine 70-jährige Schwimmerin in der Nähe der Roseninsel. Ein Fischer ruft die Wasserrettungskräfte und eine Notärztin, die nur noch den Tod feststellen kann.
2014: Mit drei Kameraden taucht ein 56-jähriger Tauchlehrer an der Seeburg. Auf 22 Metern sackt er plötzlich ab, kann aber von einem Mittaucher an die Oberfläche gebracht werden. Die Reanimation erfolgt noch am Ufer, der Patient wird per Hubschrauber ins Unfallkrankenhaus Murnau transportiert. Grund für das Absinken: ein Schlaganfall. Der Mann stirbt elf Tage später.
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