Starkoch Andreas Schweiger im AZ-Interview

MÜNCHEN - Andreas Schweiger, der neue Star am Münchner Sternehimmel, über seine geadelte Küche, seine Frau und die Michelin-Tester.
Er wurde in den Koch-Olymp erhoben: Küchenchef Andreas Schweiger ist Münchens neuer Sternekoch – ausgezeichnet von den strengen Testern des „Guide Michelin“. Die AZ hat mit ihm gesprochen.
AZ: Glückwunsch, Herr Schweiger! Wie fühlt man sich als Sternekoch?
ANDREAS SCHWEIGER: Überglücklich! Als ich vom Stern erfahren habe, war das aber erstmal wie ein Schock. Ich war sprachlos. Meine Frau, die ja für die Desserts, für Weine, unsere Buchhaltung und manTches mehr zuständig ist, hat vor Freude gleich geweint. Ich hatte auch ein paar Tränchen im Auge, dann gab’s tüchtig Champagner.
Haben Sie mit einem Stern gerechnet?
Nein, absolut nicht! Wir waren schon total begeistert, als wir 2007, ein Jahr nach der Eröffnung unserer Lokals, im Michelin-Führer als „Hoffnungsträger“ für einen Stern erwähnt wurden. Damals haben wir, unterstützt von Familie und Freunden, alles noch zu zweit gemacht – auch Geschirr gewaschen und Böden geputzt. Inzwischen sind wir im Schweiger2 schon acht.
Erkennt man die Tester?
(lacht) Nein, die tauchen ja nicht mit Zeitung und Hut auf. Außerdem würde ich für einen Tester auch gar nicht anders kochen. Ich will alle Gäste verwöhnen, Tag für Tag mein Bestes geben.
Wie charakterisieren Sie Ihre Küche?
Eine moderne Küche mit klassischen französischen und deutschen Wurzeln und ganz leichten asiatischen Anklängen. Ich interpretiere Gerichte und koche aus dem Bauch heraus: kreative, aber nicht verrückte Kreationen. Auf Teufel komm raus wird bei mir nichts neu erfunden! Gestern gab’s zum Beispiel bayerischen Saibling auf Frischkäse-Risotto und Pulpo, ein Zwetschgen-Champagner-Süppchen...
Setzt der Stern Sie jetzt auch unter Druck? Angst, ihn wieder zu verlieren?
Klar bedeutet ein Stern einen gewissen Druck und Verantwortung. Wir ändern aber nichts und kochen einfach weiter mit Liebe und vollem Engagement. Angst darf man eh nicht haben: Man braucht ja Freiraum, um kreativ zu sein.
Bei 12- bis 14-Stunden-Tagen ist der Freiraum eh gering.
Wir haben eher 14- bis 16-Stunden-Tage. Man gibt schon viel auf, doch meine Arbeit macht mir riesigen Spaß, und ich habe die beste Frau der Welt. Eigentlich hat sie den Stern verdient.
Interview: A. Baronikians