Starkbier-Start: Fonsi ist zum Wiehern

Christian Springer wird von der Stadt mit dem Kabarettpreis prämiert – und punktet in einer sonst eher mäßigen Triumphator-Rede im Löwenbräukeller doch noch mit aktuellen Themen
von  Laura Kaufmann

Christian Springer wird von der Stadt mit dem Kabarettpreis prämiert – und punktet in einer ansonsten eher mäßigen Triumphator-Rede im Löwenbräukeller doch noch mit aktuellen Themen

München - Das Starkbier fließt noch nicht einmal, da kann „Fonsi“ schon den ersten Triumph feiern: Die Stadt wird Christian Springer ihren Kabarettpreis verleihen, der mit 6000 Euro dotiert ist.

Ob ihm beim Feiern die Luft für eine wirklich granatenstarke Rede am Abend ausgegangen ist? Beim Triumphator-Anstich im Vorjahr ist es dem „Fonsi“ besser gelungen, das Publikum im Löwenbräukeller einzunehmen. Papst und Politik ergattern am Donnerstagabend nur mäßige Lacher.

Immerhin bringt Springer alias Fonsi die Gäste mit Pointen zum Pferdefleischskandal zum Wiehern. Und punktet mit Spitzen gegen seine geliebte Heimatstadt, bis sich jeder im Saal ertappt fühlt (im Publikum: Wiesnwirte, CSU-OB-Kandidat Seppi Schmid, SPD-Mann Alexander Reissl, Staatsminister Wolfgang Heubisch).

Bei den Lachern wurde klar, wieso die Stadt ihn als Preisträger auserkoren hat: „Mit seinem Fonsi, dem Kassenwart von Neuschwanstein, hat er eine Kunstfigur erschaffen, die es ihm erlaubt, alles und jeden satirisch aufs Korn zu nehmen, von den Auswüchsen auf der Wiesn bis zum Treiben der Münchner Promis, grübelnd und grantelnd, alltagsschlau und liebenswürdig“, urteilt die Jury.

Fonsis Konkurrenz macht sich noch warm: Am 27. Februar folgt das Derblecken am Nockherberg mit Luise Kinseher als Bavaria (sie hat den Preis 2003 bekommen). Kabarett-Kollege Django Asül ist im Hofbräuhaus erst zum Maibock dran.

 

Pferdefleisch, Papst, Wohn-Wahnsinn und Politiker-Schelte: So schenkt der Fonsi ein

Die besten Auszüge aus der Triumphator-Rede von Kabarettist Christian Springer alias Fonsi im Löwenbräukeller:

„Sehr verehrte Studiengebühren-Abschaffungs-Gewinner und hoch geehrte Stammstrecken-Sammler. Sehr bedauernswerte Luise-Kiesselbach-Stau-Schleicherer und Schleicherinnen und Haidhauser Konzertsaal-Fetischisten, sehr verehrte Abercrombie&Fitch-Sprüh-Parfüm-Hasser! Liebes München!“

„Schon wieder: Lebensmittelskandal! Pferd im italienischen Essen. Muss Bonanza umbenannt werden? Adam, Hoss, Pa und Little Joe heißen nicht mehr Cartwright, sondern Quattro Stagioni.

„Zu Hause ist es auch schwierig: Wenn deine Tochter sagt, sie mag ein Pferd, weißt nicht, will sie Pony reiten, oder hat’s Hunger.“

„Pferdefleisch, Papst-Rücktritt, Meteoriten-Einschlag und Merkel bei 55 Prozent – viele sagen: Das ist die Endzeit. Nein. Für die Endzeit brauchen wir in Bayern keine apokalyptischen Reiter, wir ham Dobrindt und Haderthauer.“

„Wenn irgendwo auf der Welt was ist, dann müssen wir’s auch haben – wenn in England ein Pferd in der Lasagne ist – wir wollen’s auch! Wir Bayern essen Leberkas – was soll uns da noch erschüttern?

„Wir sehen das lässig. Es ist Fastenzeit, und da war das Schwein von je her kein Schwein, sondern ein Fisch.“

„Heh! Das da unten sind doch Sie, Herr Rinderspacher? Der Fraktionsvorsitzende der SPD. Heißt das, Sie sind Politiker? Was machen Sie da? Das hier ist der Starkbieranstich der Münchner Normalbürger. Lasst man Sie am Nockherberg nimmer nei?“

„Hörens auf mit der ständigen Streiterei, bei wem am Aschermittwoch mehr Leute waren, bei CSU oder SPD. Sie sollen Kindergärten eröffnen – und nicht Kindergarten spielen!“

„Der Dobrindt ist nicht da. Wahrscheinlich macht er wieder ein Lied. Eines hat er ja schon gemacht: ,Grün sein und Dagegen sein, mit Pflaster-, Schotter- und Ziegelstein. Ach wie bin ich froh, doch kein Grüner zu sein.’ Herr Dobrindt, was glauben Sie, wie froh die Grünen erst san!“

„Die Papstrede könnte jetzt auch Vorbild für bayerische Politiker sein: „Amigos carissimi, ex toto corde vobis pro omni amore et labore…“ – Übersetzt: „Meine geistigen Kräfte reichen nicht mehr für das Ministeramt aus“. Und dann ist er weg, der Söder.“

„Wir brauchen eine moderne Stadtentwicklung für die Zukunft, und nichts stört eine Stadtentwicklung so wie die Bewohner. Da stellt sich der Oberbürgermeister hin und sagt: Liebe Münchnerinnen und Münchner, ich wollte bayerischer Ministerpräsident werden und habe am eigenen Leib erfahren, wie’s ist, wenn einen keiner braucht – geht’s bitte! Was wollen Sie denn noch in der Stadt? Die sich ständig beschweren über Mieten, S-Bahn und hohe Preise. München hat bessere Einwohner verdient. Einzige Voraussetzung: Kohle ohne Ende und höchstens 1,70 Meter groß, damit sie besser in die Schrägen der luxussanierten Dachgeschosse passen. Prost!“

 

 

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