Stampfende Tritte gegen den Kopf - ein Mordversuch?

Erfolgreiche Revision: Ein Azubi (21) muss sich erneut wegen versuchten Mordes verantworten.
von  John Schneider
Wird zur Anklagebank gebracht: Rajko D. (21).
Wird zur Anklagebank gebracht: Rajko D. (21). © jot

München War es ein heimtückischer Angriff oder nicht? Darum dreht sich der Prozess gegen den 21-jährigen Rajko D. (Namen geändert), der vor der Disco Crowns Club in der Rosenheimer Straße einen 23-Jährigen aus seiner Clique zusammengeschlagen und getreten hatte.

Die Antwort auf diese Frage entscheidet wohl für die Jugendkammer des Landgerichts, ob es sich bei der Tat vom Juli 2014 um einen versuchten Mord oder doch nur um eine gefährliche Körperverletzung handelt.

Das Motiv des Täters: Sein Opfer hatte in der Disco mit der Schwester des Angeklagten getanzt. Am Dienstag erzählte der 21-jährige Azubi, dass er damals beobachtet hatte, wie sich sein Opfer beim Tanzen an seine Schwester gedrängt habe.

Die Staatsanwaltschaft ist bereits in diesem Punkt anderer Meinung. Die Ermittler gehen davon aus, dass Hassan B. „in keiner Weise aufdringlich war“ und das Mädchen freiwillig mit ihm tanzte.

Doch der Bruder wurde wütend. Sehr wütend. Unter dem Vorwand, draußen gemeinsam eine Zigarette zu rauchen, lockte Rajko D. den damals 23-jährigen Bekannten in den Innenhof der Disco. Der Kampfsportler soll dann die Arglosigkeit seines Opfers ausgenutzt und unvermittelt zugetreten oder zugeschlagen haben.

Der 23-Jährige ging zu Boden, Rajko D. schlug und trat laut Anklage weiter auf ihn ein. Dabei soll er auch „mindestens drei stampfende Fußtritte von oben nach unten“ gemacht haben.

Die Verletzungen seines Opfers waren dementsprechend schwer, reichten von Hirnblutungen und Platzwunden bis hin zu Hämatomen im gesamten Kopf- und Gesichtsbereich.

Doch der Schläger kümmerte sich nicht um sein Opfer, ließ den bewusstlosen Mann im Innenhof liegen. Statt dem 23-Jährigen zu helfen, soll sich Rajko D. in der Disco danach noch mit der Tat gebrüstet haben. Sein Opfer überlebte.

Es ist bereits der zweite Prozess in der Sache. Im April des vergangenen Jahres war Rajko D. zu vier Jahren Jugendstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft legte aber Revision ein. Sie hatte sechs Jahre wegen versuchten Mordes gefordert. Tatsächlich kippte der Bundesgerichtshof das Urteil, so dass seit Dienstag wieder verhandelt wird.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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