Stammzellenforscher aus München: "Wir hängen am Tropf"

US-Präsident Barack Obama will die Forschung mit embryonalen Stammzellen durch öffentliche Gelder finanzieren. Deutschland hat eine sehr restriktive Gesetzgebung. Ein Gespräch mit einem Münchner Experten.
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Mediziner betrachten Zellkulturen: Stammzellenforschung ist umstritten
dpa Mediziner betrachten Zellkulturen: Stammzellenforschung ist umstritten

US-Präsident Barack Obama will die Forschung mit embryonalen Stammzellen durch öffentliche Gelder finanzieren. Deutschland hat eine sehr restriktive Gesetzgebung. Ein Gespräch mit einem Münchner Experten.

Damit setzt Obama eine Bestimmung von George W. Bush außer Kraft, der 2001 die staatliche Unterstützung für Projekte untersagte, die embryonale Stammzellen von Menschen verwenden. In Deutschland ist es gesetzlich verboten, menschliche Embryonen für Forschungszwecke herzustellen, zu klonen oder zu zerstören.

Herr Franz, begrüßen Sie die Entscheidung von Barack Obama, die embryonale Stammzellenforschung auch durch öffentliche Gelder zu finanzieren?

WOLFGANG-MICHAEL FRANZ: Das ist eine konsequente Entscheidung. In den USA war die privat finanzierte Embryonen-Forschung vorher schon möglich, nun gibt es dafür auch öffentliche Förderung. Durch diesen Schritt hat Obama die Schieflage aufgehoben und die Scheinheiligkeit aufgelöst.

Deutschland hat ja eine sehr restriktive Gesetzgebung im Bereich der Stammzellenforschung.

Nach Deutschland dürfen nur embryonale Stammzellen importiert werden, die vor dem 1. Mai 2007 gewonnen wurden.

Das heißt, deutsche Forscher sind auf ausländische Stammzellen angewiesen.

Ja. Wir hängen am internationalen Tropf. Außerdem ist die Forschung mit menschlichen Stammzellen grundsätzlich verboten. Das Gesetz erlaubt deren Verwendung nur für so genannte hochrangige Forschungszwecke. Da gelten aber noch eine Reihe von Voraussetzungen.

Welche denn?

Die Embryonen müssen unentgeltlich und freiwillig abgegeben worden sein. Auch darf es sich nur um überzählige Embryonen aus künstlichen Befruchtungen handeln, die nicht mehr gebraucht werden.

Ihnen es gelungen, embryonale Stamm- in Herzzellen umzuwandeln. Diese könnten sie Patienten theoretisch transplantieren.

Ja, aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Irgendwann können durch die Stammzellentherapie Krankheiten wie Herzmuskelschwäche oder Herzinsuffizienz geheilt werden, oder Diabetes und Querschnittslähmung.

Würden Sie die Stammzellenforschung lockerer regeln?

Jein. Unser Gesetz ist im Großen und Ganzen schlüssig. Es wäre aber sinnvoll, wenn in Deutschland auch die Herstellung möglich wäre - natürlich immer unter Voraussetzung, dass die ethischen Kriterien eingehalten werden.

Mit der "Produktion" von Babies nach Maß hat Ihre Arbeit nichts zu tun?

Nicht im Geringsten. Herzschwäche ist in Deutschland Todesursache Nummer 1. Ich möchte Menschen, die darunter leiden, helfen. Das ist meine Motivation.

Interview: Verena Duregger

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