Städtische Pflegekräfte bekommen mehr Geld

München - Die Pflegekräfte in den Häusern des Münchenstifts (insgesamt 1900 Mitarbeiter) können sich freuen. Ab Januar gibt es mehr Geld. Das Einstiegsgehalt liegt künftig inklusive einer Pauschale und Schichtzulage bei 3000 Euro brutto – und damit rund 300 Euro über dem Gehalt, den der Tarifvertrag im öffentlichen Dienst vorsieht.
"Bislang nie dagewesene Anerkennung des Pflegeberufs"
Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker ist stolz auf den neuen Tarifabschluss, für den er zwei Jahre gekämpft hat. Vor wenigen Wochen hat er ihn mit Verdi-Vertretern unterschrieben: „Das ist eine bislang nie dagewesene Anerkennung des Pflegeberufes und einmalig in Deutschland. Seit Jahren reden alle davon, dass Pfleger mehr Geld verdienen müssen. Wir reden nicht nur davon – wir handeln“, freut sich Siegfried Benker.
Im Münchenstift werden ständig rund 600 Pflegekräfte gebraucht. Die rund 500 Pflegekräfte, die bereits bei der Münchenstift arbeiten, können sich für den neuen Tarifvertrag entscheiden. Je nach Aufgabe gibt’s bis zu 5400 Euro. Gut sind die Nachrichten außerdem für die Mitarbeiter, die bislang nach dem sogenannten Sanierungstarifvertrag bezahlt wurden: Bis 2022 wurde der stufenweise Ausstieg vereinbart. Sie verdienen ab 1. Januar 40 Euro pro Monat mehr.
Lohnerhöhung soll Abwanderung der Mitarbeiter verhindern
Die Münchenstift hatte das Problem, dass sie zwar kontinuierlich Pflegekräfte ausbildete, nach Abschluss aber bis zu 80 Prozent dann in andere Einrichtungen abwanderten. Mit dem höheren Lohn will die städtische Tochter nun dagegen ansteuern. Finanziert werden sollen die höheren Gehälter nicht über Zuschüsse oder höhere Kosten für die Bewohner. „Wir werden dafür weniger teure Zeitarbeit brauchen“, sagt Benker.
Und es gibt noch andere Anreize zum Bleiben: So wurden die Sozialräume in bereits acht von zwölf Häusern ansprechender gestaltet. „Die Mitarbeiter haben selbst bestimmt, wie die Räume aussehen sollen“, sagt Siegfried Benker. Die Pfleger und Pflegerinnen fuhren selbst in Einrichtungshäuser, um die Möbel ausszusuchen und bauten sie auch selbst auf. 45000 Euro wurden dafür insgesamt investiert.
Ebenfalls neu: Den Kaffee zur Stärkung zwischendurch gibt es für die Mitarbeiter jetzt gratis. Und einen blauen Becher außerdem. Benker: „Die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen. Wir wollen der beste Arbeitgeber in München werden.“
Arbeiterwohlfahrt küdigt nun ebenfalls Tarifgespräche an
Die Arbeiterwohlfahrt München (2800 Mitarbeiter) hat bereits auf die angekündigte Gehaltserhöhung reagiert. Zunächst allerdings mit seltsamen Abwerbungsmethoden: An dem Tag, an dem der Stadtrat grünes Licht für die höheren Gehälter gab, ließ AWO-Geschäftsführer Christoph Frey in den Münchenstift-Häusern Lebkuchenherzen verteilen. „I mog di“ und „Wir stehen für eine faire Bezahlung aller Mitarbeiter/innen. Kommen Sie auf uns zu!“, stand darauf. Diese Abwerbungs-Aktion fanden viele grotesk, zumal Christoph Frey früher jahrelang Münchner DGB-Chef war.
Zur AZ sagte der Chef des Sozialverbandes jetzt, er wolle nun ebenfalls Tarifgespräche führen, um auf „ein ähnliches Niveau zu kommen“. Im Gegensatz zu Münchenstift plant er aber eine Refinanzierung über höhere Kosten für die Bewohner.