Stadtwerke streichen Frei-Tickets für Rentner

Weil die Werke sparen wollen, gibt es für die Mitarbeiter ab Januar auch keinen Kantinen- Euro mehr und ein halber Feiertag wird abgeschafft. Die Belegschaft ist empört.
Irene Kleber |
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Drinnen tagt die SWM-Aufsichtsratssitzung, draußen vor der Gaszählerwerkstatt protestieren Mitarbeiter gegen Sparmaßnahmen.
Drinnen tagt die SWM-Aufsichtsratssitzung, draußen vor der Gaszählerwerkstatt protestieren Mitarbeiter gegen Sparmaßnahmen. © Daniel von Loeper

München - Das Infoschreiben, das die rund 9.500 Mitarbeiter der Stadtwerke München in diesen Tagen im Intranet fanden, hat es in sich. Von "alarmierenden Gewinneinbrüchen" ist da die Rede, von "ernster Lage", von "großen Anstrengungen". Und dass alle Projekte "auf den Prüfstand" kämen.

Eine "Watschn für die Mitarbeiter"

Und dann kommt's unschön: "Ein konsequenter Sparkurs heißt aber auch, dass das Unternehmen einige der freiwilligen Leistungen für seine Mitarbeiter*innen reduziert."

Nicht nur der Zuschuss zum Mittagessen von einem Euro pro Tag fällt ab dem 1.Januar weg. "Das allein ist schon eine Watschn für die Mitarbeiter", sagt einer aus der Belegschaft zur AZ.

Keine MVV-Freifahrten auf Lebenszeit nach Rente

Als totalen Affront empfindet man, was außerdem auf der Rotstift-Liste fürs Personal steht: Die Werke streichen ersatzlos den halben freien Nachmittag am Faschingsdienstag für die Mitarbeiter. Und: Zum kommenden Jahr werden alle die, die aus dem Verkehrsbereich neu in Rente gehen, ihr allerliebstes Dankeschön vom Ex-Arbeitgeber verlieren, nämlich die kostenlosen MVV-Freifahrten auf Lebenszeit.

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Geschätzt 2.000 ehemalige Tram-, Bus- und U-Bahnfahrer sowie Verwaltungsleute aus dem Verkehrsbereich der Stadtwerke bekommen diesen Service auf die Rente obendrauf - wie der heute 80 Jahre alte frühere Busfahrer Alois Horschkara, der der rund 1.700 Euro netto Rente bekommt. Für die nächste Rentnergeneration soll damit also Schluss sein.

Verdi: "Mitarbeiter haben München am Laufen gehalten"

"Empörend" findet das die Gewerkschaft Verdi. "Es ist erst wenige Wochen her, als die Stadtwerke und Münchner Verkehrsbetriebe für ihre Mitarbeiter Zeitungsanzeigen zum Dank geschaltet haben", sagt Gewerkschaftssekretär Franz Schütz, "dafür, dass sie auch während Pandemie und Lockdown München am Laufen gehalten haben, beim Nahverkehr, bei Strom, Gas, Fernwärme, Wasser, Telekommunikation."

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Während der SWM-Aufsichtsratssitzung am Freitag, als auch OB Dieter Reiter (SPD) in die "Gaszählerwerkstatt" in der Stadtwerke-Zentrale kam, versammelten sich deshalb rund 60 Mitarbeiter zum Protest vor dem Gebäude, zur Hälfte Rentner.

"Wir vermissen hier die Wertschätzung für die Mitarbeiter", sagt Schütz. "Mit den Kürzungen wird nun viel Frust bei den Betroffenen erzeugt, dabei wäre gerade jetzt in der Krise Motivation enorm wichtig."

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19 Kommentare
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  • Flabuster am 18.10.2020 17:31 Uhr / Bewertung:

    Mei, den Euro Essenszuschuss hat es bis in die 90er auch für Angestellte der Landeshauptstadt gegeben, bis man ihn eben gestrichen hat wegen sinkender Steuereinnahmen. Da hat auch keiner gejammert! Und eine MVG-Freikarte bekommen andere auch nicht. Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau wenn man einen sicheren Arbeitsplatz hat.

  • am 18.10.2020 04:21 Uhr / Bewertung:

    Verdi hat jahrzehntelang versagt - und nun jammert die Gewerkschaft wie ein Weib. Verdi läuft ausschließlich hinter der Lohnfortschreibung hinterher - aber soziale Umstände oder Zustände in einer Firma zu erhalten oder gar ausbauen, das verkennt diese Gewerkschaft. Jeder städtische Angestellte lebt doch hauptsächlich von der Zusatzrente. Warum das hier ausgeklammert wird? Fragen Sie den Journalisten! Was sind Pressemitteilungen überhaupt noch wert?

  • StefX am 17.10.2020 21:07 Uhr / Bewertung:

    Die Stadt ist chronisch blank, Rot/Grün sei Dank.

    Die 500.000 Euro Gehälter und entspechenden Ruhestandsgehälter der überbezahlten Manager der städtischen Unternehemen werden bestimmt nicht angegriffen. Tja liebes Volk, ein Generalstreik wäre doch mal das Richtige. Schaut mal nach Frankreich, wie so etwas richtig fuinktioniert.

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