Stadtwerke München rechnen vor: So teuer wird das Kraftwerk-Aus
München - Der Bürgerentscheid im vergangenen Jahr war eindeutig: Rund 60 Prozent der Wähler sprachen sich für den Kohle-Ausstieg und damit für eine Abschaltung des Blocks 2 des Steinkohlekraftwerks im Münchner Norden aus.
Neue Berechnungen der Stadtwerke München (SWM), die heute dem Stadtrat vorgestellt werden, zeigen nun, was die Abschaltung kosten könnte. Im schlimmsten Fall könnte der SWM ein Schaden von 358 Millionen Euro entstehen, sollte das sogenannte HKW Nord II wirklich schon 2022 vom Netz gehen.
Als Berechnungsgrundlage nutzen die Stadtwerke dabei verschiedene Ausstiegs-Szenarien, die sich auch mit der Frage der Fernwärmeversorgung beschäftigen. Als Vergleich dient die von der SWM ursprünglich anvisierte Abschaltung zum Jahr 2035.
Je später die Stilllegung, desto günstiger
Ein wie vom Bürgerentscheid beschlossener Ausstieg zum Jahr 2022 käme die SWM demnach am günstigsten, wenn am jetzigen Standort des HKW Nord ein Gas- und Dampfkraftwerk als Ersatz errichtet werden könnte. 217 Millionen würden die SWM dann einbüßen – allerdings nur, wenn der Ersatz bis spätestens Ende 2022 in Betrieb genommen werden könnte. Geschieht das nicht, verlöre die SWM Fördermittel – der Schaden beliefe sich auf 358 Millionen Euro. Ein Szenario, das auch von den Stadtwerken als "worst case" beschrieben wird.
Ein zweites Ausstiegsszenario sieht den Bau von Erdgaskraftwerken im Stadtgebiet vor. Wie berichtet, stieß die SWM mit Plänen für diese Anlagen, zum Beispiel im Nußbaumpark, bei den Bezirksausschüssen aber schon auf wenig Begeisterung. Sollten sie trotzdem gebaut werden können, rechnet die SWM mit einem Schaden von 279 Millionen Euro. Die Kosten für den Kauf geeigneter Flächen ist in diese Summe allerdings nicht miteingerechnet.
Günstiger käme eine Abschaltung zu einem späteren Zeitpunkt. Bei einer Stilllegung 2027 büßen die Stadtwerke nach eigenen Angaben 161 Millionen Euro ein, 2029 wären es noch 115 Millionen. Ob die SWM das Heizkraftwerk überhaupt abschalten dürfen, ist allerdings noch nicht ganz klar. In letzter Instanz entscheidet darüber die Bundesnetzagentur. Befindet sie das Kraftwerk für systemrelevant, muss es in Betrieb bleiben. Mit einem Entscheid der Agentur ist laut den SWM allerdings frühestens im kommenden Jahr zu rechnen.
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