Zwischen Hendl und Döner
Der Verwaltungsangestellte Robert Oertel über ein Viertel mit vielen Gesichtern: Vom Bahnhof mit Rotlichtmilieu bis zu den alten Villen am Bavariaring
München - Ich arbeite in der Innenstadt und radle daher jeden Tag durch meine Ludwigsvorstadt. Eigentlich ist eine Vorstadt ja nichts anderes als eine Erweiterung der Altstadt – dort wurde es irgendwann zu eng, und alles, was Platz brauchte, musste vor die Stadttore. Heute reihen sich Wohnhäuser, Hotels und Geschäfte in der Ludwigsvorstadt dicht an dicht. Aber das Viertel ist quirliger und lebendiger als die Innenstadt, und gerade deshalb so liebenswert.
Für mich ist die Ludwigsvorstadt ein Stadtteil mit vielen Gesichtern: Es gibt den Bahnhof mit seinem bescheidenen Rotlichtviertel, die prächtigen Häuserzeilen am Bavariaring, die Kinos am Goetheplatz und das Deutsche Theater mit der Tanzschule. Zur Wiesnzeit ist die Ludwigsvorstadt eine Hochburg für Touristen. Das Viertel hat genau das Flair, das eine Großstadt braucht: Ur-Münchner treffen dort auf internationales Publikum.
Überhaupt hat die Ludwigsvorstadt ganz verschiedene Facetten: Mal radl ich über die belebte Lindwurmstraße, die ja die Grenze zur Isarvorstadt bildet, in die Stadt. Und mal über die staubige Schwanthalerstraße mit den Mini-Elektronik- und Computer-Geschäften. Schön, dass auch alteingesessene Münchner in der Bahnhofs-Gegend noch ihre Läden haben. Den Motorradteile-Händler Simon Hagl zum Beispiel gibt es schon seit 90 Jahren. Als ich noch Moped gefahren bin, habe ich dort öfter Ersatzteile für meine alte Zündapp gekauft.
Was ich bei schönem Wetter besonders empfehlen kann, ist die Tour über den Bavariaring. In der Wohngegend dort gibt es noch viele alte Bäume und herrliche alte Villen, zum Beispiel am Esperantoplatz und am Kaiser-Ludwig-Platz. Danach geht’s entlang der Kliniken in der Nußbaumstraße in die City.
Aber auch die Landwehrstraße hat ihren Charme: Meine Frau schickt mich manchmal in die türkischen Läden dort, damit ich frischen Spinat und Oliven kaufe. Ich selbst ess’ lieber Döner – oder ein saftiges Hendl im Lindwurmstüberl.
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