Zweifelhafte Werbeaktion: Kamel vor der Disco

Unangebrachte Werbeaktion für eine Party in der Schützenstraße: Die Veranstalter wollen mit einem echten Tier vor der Disko-Tür werben - das sorgt für Kritik. Auch die Clubbetreiber sind erzürnt.
Altstadt - Wo sonst um diese Zeit nur Partylöwen und Halbaffen herumstromern, soll Montagnacht ein echtes Kamel in der Fußgängerzone stehen, direkt vor dem Club „8below“ in der Schützenstraße. Ein fragwürdiger Auftritt – der wohl gerade noch verhindert werden kann.
Die Veranstalter laden am Montagabend zur „Oriental Circus Party“ im 8below – und haben sich dafür neben einem Feuerspucker und Bauchtänzern vom Zirkus Baldoni auch ein echtes Dromedar ausgeliehen.
Der acht Jahre alte Kamelbulle Achmed soll „während der Veranstaltung selbstverständlich nicht im Club sein, sondern vor der Tür die Gäste begrüßen“, teilten sie am Freitag mit. Ein Zirkus-Mitarbeiter werde sich „ständig um das Wohlbefinden des Tiers kümmern“.
Die Betreiber des "8below" sind erzürnt - "Das ist Tierquälerei!"
Der Clubbetreiber Sebastian Bauer, der lediglich das 8below als Veranstaltungsort zur Verfügung stellt, mit der Organisation der Party aber nichts zu tun hat, ist verärgert über die unangebrachte Werbeaktion: „Das kommt bei uns auf gar keinen Fall vor, das ist ja Tierquälerei“, sagt er. Von den Details der Veranstaltung hat er nach eigenen Angaben erst während der Feiertage erfahren, „und da konnte man nicht mehr viel machen“. Deshalb setzte er sich am Freitag mit der Geschäftsführerin des 8below in Verbindung. Sie werde den Veranstaltern eine Mail schreiben, um den Auftritt von Achmed zu verbieten.
„Ein Kamel wird es auf alle Fälle nicht geben“, sagt Bauer. „Wenn es doch kommen sollte, rufe ich selbst die Polizei.“
Die Polizei wusste am Freitagnachmittag noch nichts von der geplanten Aktion. Eine Erlaubnis dafür muss in der Regel beim zuständigen Veterinäramt eingeholt werden; die Behörde war vor dem Wochenende nicht mehr erreichbar.
Das Kamel – in diesem Fall ein Dromedar – ist eigentlich in Afrika und Asien beheimatet und in der Wüste unterwegs. Wieso soll ein solches, mehr als zwei Meter großes Tier also abends 23 Uhr in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes stehen?
Der Münchner Tierschutzverein verurteilt die Aktion scharf. „Der Anlass, das Wetter, die ganzen Umstände – das ist einfach schwachsinnig“, sagt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein. Für Montag sind Temperaturen im Minusbereich angekündigt.
Außerdem, tadelt Brettschneider, sei zusätzlich zu den Temperaturen und der ungewohnten Umgebung die Uhrzeit ein weiterer Stressfaktor: „Tiere haben ja ihren eigenen Schlafrhythmus. Und Kamele sind nun einmal keine Chinchillas, die nachts noch fröhlich auf einem Ast herumsitzen.“ Der Zirkusmitarbeiter, der sich um das Tier kümmern solle, könnte „bestenfalls beruhigende Worte sprechen, damit es nicht durchdreht. Mehr nicht.“
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Die Kamele des Zirkus Baldoni haben im März 2014 schon einmal für Unruhe in München gesorgt: Sieben Tiere waren in Obergiesing auf einem Parkplatz und einer Wiese an einem Wohnhaus herumspaziert, nachdem sie sich offenbar befreit hatten. Sie mussten von der Polizei zum Zirkus zurückgebracht werden.
Andere Wildtiere wie Löwen, Tiger oder Elefanten besitzt der Zirkus nicht und legt offenbar Wert darauf, nur mit Tieren zu arbeiten, die innerhalb des Zirkus’ geboren wurden. „Da kann man ihnen so krass nichts vorhalten“, sagt Brettschneider, „da wollen sie offenbar neue Wege beschreiten.“ Die Veranstalter verurteilt sie aber: „Es kann nicht sein, dass man ein Kamel in die Innenstadt stellt, um Menschen anzulocken. Auf Kosten des Tieres soll hier Geld gemacht werden – das lehnen wir total ab.“