Zum NSU-Prozess gibt’s Quartiere im Schloss
FÜRSTENRIED - Im Schloss Fürstenried hat schon Kurfürst Max-Emanuel Ruhe und Entspannung gesucht. Heute gehört es dem Erzbistum München-Freising. Das nutzt das Schloss seit 1925 als „Exerzitienhaus“, also als Ort der Besinnung für die, „die eine geistliche Heimat suchen“.
Ruhe – genau das werden auch die Familien der Opfer des rechtsextremen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) brauchen. Wenn ab dem 17. April der Prozess gegen NSU-Mitglied Beate Zschäpe und vier ihrer mutmaßlichen Helfer in München beginnt, treten sie als Nebenkläger auf.
Das Problem: Genau zum Prozess-Auftakt findet auch die Bauma, die größte Baumesse der Welt, statt – dann sind Hotelzimmer rar.
Die Katholische Kirche bietet den etwa 30 Angehörigen der neun getöteten türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmer deshalb Obdach – im Schloss Fürstenried.
Das Erzbistum München stelle insgesamt 20000 Euro für Fahrt- und Übernachtungskosten zur Verfügung, teilte das Ordinariat mit. Sollten die Angehörigen keine Hotelzimmer finden, könnten sie im Exerzitienhaus schlafen. „Wir haben 30 Zimmer reserviert“, sagt Sprecher Christoph Kappes.
Dass manche dieses Angebot annehmen, ist wahrscheinlich: Schließlich habe die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer und Opferangehörigen, Barbara John, angefragt, so Kappes.
In Fürstenried erwarten die Familien großzügige Räume: Das Schloss verfügt über einen herrlichen Garten, Vortragssäle, Gruppenräume, 90 Einzelzimmer und acht Appartements in einem eigenen Familienhaus. In zwei Speisesälen finden bis zu 150 Gäste Platz, Küche und Köche sind vor Ort. Ein guter Ort, um Ruhe zu finden. Wenn auch nur für kurze Zeit.