Zögerlicher Start für den Spargel
Er war schon einmal eine erfreulichere Angelegenheit, der Spargelanstich. Es gießt in Strömen, vor lauter Schirmen ist die Spargelkönigin beim Anstich kaum zu sehen. Und den Spargel, den sie da aus der von Schrobenhausen hergekarrten Erde holt, der kostet den Viktualienmarkt-Käufer am Standl nebenan 28,95 das Kilo, so lang und kalt war der Winter.
Dabei gäbe es sogar ein Jubiläum zu feiern: Seit 100 Jahren holen die Schrobenhausener ihr Gourmet-Gemüse aus der Erde. 16000 Tonnen Spargel produzieren 90 Spargelbauern auf dem Anbaugebiet zwischen München, Augsburg und Ingolstadt pro Saison. Bodenheizung ist hier verpönt; um die Ernte früh möglich zu machen, wird hier höchstens mit der Folientechnik gearbeitet.
Spargelkönigin Stefanie die 38. ist das einzige, was heute auf dem Viktualienmarkt strahlt.
Nebenan beim Gemüsehändler Tretter geht der Spargel bisher schlecht weg. Der Grund ist offensichtlich: Er kostet 28,95 Euro das Kilo, Klasse 1. „Es gibt noch fast nichts, nur kleine Mengen zum großen Preis“, sagt Klaus Hahn von Tretter.
Den Straubinger Gäuboden-Spargel hat er bis heute verkauft, aus Anbau mit Bodenheizung. Der war so teuer, weil der Winter so lang war und die Bauern deswegen so hohe Heizkosten hatten. Seit heute gibt es auch Spargel aus Schrobenhausen: „Der ist so teuer, weil es noch so wenig gibt.“
Eine Preis-Premiere ist das allerdings nicht, meistens sei der Spargel zu Beginn der Saison teuer, sagt Hahn. „Viel billiger wird er auf jeden Fall noch. Aber ob er heuer so günstig wird mit dem schlechten Wetter – schau mer mal.“
Immerhin regnet’s, und fürs Wochenende sind hohe Temperaturen angesagt. Zwei Tage Sonnenschein, das wären beste Voraussetzungen für einen kräftigen Spargelschub. Und dann würden die Kunden auch nicht mehr vorbeilaufen, am Spargel.
„Viele haben Lust drauf, aber das wollen sie sich nicht leisten. Anderen ist bei dem kühlen Wetter noch gar nicht nach Spargel.“ Am kleinen Obststandl zwischen Marienplatz und Viktualienmarkt lockt das Kilo Griechen-Spargel für 5,99 Euro. Widerstehen lohnt sich: Mit etwas Glück ist der bayerische Jubiläumsspargel nächste Woche erschwinglicher.
Allzu lange sollten Liebhaber aber nicht mehr warten. Nur noch 66 Tage lang, mahnte der Spargelerzeugerverband gestern, gibt es die Köstlichkeit zu genießen. Am 24. Juni, dem Johannistag, ist die Spargelsaison vorbei. Dann müssen sich die Pflanzen bis zum nächsten Jahr regenerieren.
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