Ziem-Proteste werden immer aggressiver

Hasstiraden gegen das Islam-Zentrum. Der Verein „München ist bunt“ geht dagegen an.
MÜNCHEN - Samstagmorgen. Megaphon-Geplärre dringt durch Schwabings Straßen. Am Hohenzollernplatz steht ein Pulk schwarz gekleideter Menschen und sammelt Unterschriften. Wer sich verweigert, wird angegriffen. Verbal. Über den ganzen Platz brüllt Michael Stürzenberger dann: „Sie sind ja wahnsinnig – unterstützen Terroristen! Was sind Sie für ein Mensch?“
Nazis erkenne man heute schlechter als früher, sagt Micky Wenngatz, Vorsitzende von „München ist bunt“. Der Münchner Verein steht für eine Welt ohne Menschenverachtung, setzt sich gegen Rechtspopulismus und für Demokratie ein. „Rassismus trägt nicht mehr Springerstiefel, sondern versteckt sich hinter Anzug und Krawatte“, sagt Wenngatz weiter.
Gemeint ist damit auch Michael Stürzenberger. Mit seiner Partei „Die Freiheit“ sammelt er seit geraumer Zeit in den Stadtteilen Unterschriften gegen das geplante Zentrum für Islam in Europa, kurz Ziem. Das Perfide: Auch die Partei setzt sich für ein buntes München ein – deklarieren dabei aber Kopftuch-Träger als „unbunt“.
Dagegen kämpfen die Unterstützer des Vereins, darunter die Piraten, Linke, Grüne, CSU, SPD – und natürlich Benjamin Idriz. Der Imam ist direkter Betroffener der Ziem-Protestaktionen und besorgt: „Viele wissen gar nicht, was sie da unterschreiben. Es wird ein Klima der Verachtung und der Angst erzeugt.“
Von Islamophobie spricht auch Nükhet Kivran, die Vorsitzende des Ausländerbeirats. Gegensteuern könne nur Aufklärung.
Genau das will das Ziem: Es soll Begegnungsstätte für alle sein und den etwa 100 000 Muslimen in München unter anderem die Sprache, Kultur und Traditionen Deutschlands näher bringen.
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