Zeppelinhalle: Entsteht hier der neue Markt für den Süden?
Obersendling - Die Metamorphose vom Gewerbegebiet zum Wohngebiet ist spürbar. Obersendling steckt mitten im Wandel: Kräne, tiefe Baugruben, Baugerüste an Häusern, einige schicke neue Hotels. In der Hofmannstraße entstehen auf einem früheren Parkplatz 1.100 Wohnungen.
Gegenüber dieser Baustelle, in der Hofmannstraße 42, versteckt sich hinter einer besprühten Betonmauer ein architektonisches Kleinod mit Industrie- Charme: Die historische Zeppelinhalle ist ein Baudenkmal auf dem Jahr 1899. "Ein Zeppelin ist hier nie gebaut worden, aber die Architektur ist super! Die Halle hat Träger aus Gussstahl, die heiß vernietet wurden, genau wie am Eiffelturm", schwärmt Hans Bauer, ein Freund der Halle. Der frühere Chef des Bezirksauschusses 19 hofft darauf, "dass hier etwas passiert".
Halle steht seit 2018 unter Denkmalschutz
Denn seit 50 Jahren überlegt die Stadt, was sie aus der großen Halle machen könnte. Lange drohte dem Industriebau im Münchner Süden der Abriss. Seit 2018 jedoch steht sie unter Denkmalschutz, trotz einiger Kriegsschäden und Umbauten. Ab 2025 könnte die Zeppelinhalle am neu geplanten "Zeppelinplatz" eine belebende Rolle für das Stadtviertel spielen, sieht das Planungsreferat vor – die Zeppelinhalle soll das Quartier quasi aufhübschen, die Stimmung lebendiger und kommunikativer machen.

Die Stadt prüft die Umnutzung als "urbane Nutz- und Freifläche mit Erholungsangeboten". Die konkrete aktuelle Idee: "Zum Viktualienmarkt, dem Markt am Elisabethplatz, dem Markt am Wiener Platz und dem Pasinger Viktualienmarkt soll im Münchner Süden ein fünfter fester Lebensmittelmarkt entstehen", informiert das Kommunalreferat. Die am First 32 Meter hohe Zeppelinhalle mit ihren 4.640 Quadratmetern Grundfläche und großzügigen Oberlichtern ist dafür eine interessante Option.
Die ehemalige Fabrikhalle der "Eisenwerk A.G." beeindruckt: Die 45 Meter breite Front schmücken fünf dekorative Bogenfenster. Drinnen wurden einst Eisenelemente für Kessel, Aufzüge und Brücken gefertigt. Aber nur rund zehn Jahre lang. Bereits 1912 wurde die praktische Halle als Straßenbahndepot für Münchner Trambahnen umfunktioniert. Nach der Stilllegung des Depots 1971 sammelten die Verkehrsbetriebe in dem charmanten Industriebau alle zu verschrotteten Altwagen.
Zeppelinhalle: Großgarage für Notfall-Fahrzeuge
Aktuell dient sie als Schule und für den Katastrophenschutz: Seit 20 Jahren sind zwei Drittel der Zeppelinhalle Großgarage für Notfall-Fahrzeuge: 52 einsatzbereite Notarztwagen des Roten Kreuzes, Lastwagen des Arbeiter-Samariter- Bundes und Autos des Malteser Hilfsdienstes stehen hier bereit. Im vorderen Drittel der Halle arbeiten und lernen Schüler der Fachschule für Farb- und Lacktechnik. Diese Fachschule soll ab 2025 in ein neues Schulhaus im Münchner Osten ziehen, lautet die offizielle Planung.
Als "Zeppelinplatz" soll der große Hof vor der Halle in Richtung U-Bahn-Station Aidenbachstraße - nach Auskunft des Münchner Planungsreferats - dann für öffentliche Veranstaltungen verwendet werden. Noch nutzt das asphaltierte Gelände die Münchner Straßenreinigung. "Aus - und Einfahrt von Straßendienstfahrzeugen", steht auf einem Warnschild.
Ein Tag bei der Münchner Tafel: Auf Tour mit Walter
"Die Zeppelinhalle hat Flair"
Klaus Onnich (56), Archivar der Freunde des Münchner Trambahnmuseums, hat außergewöhnliche historische Fotos der Zeppelinhalle gesammelt: "Die Zeppelinhalle hat Flair. Ist die schön!", findet er. "Mein persönlicher Wunsch wäre eine kulturelle Nutzung. Konzerte fände ich gut. Vielleicht könnte man auch einen Teil abtrennen als Treffpunkt für Vereine", so sein Vorschlag. Hans Bauer (68), der frühere Chef des Stadtviertelparlaments Thalkirchen- Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln denkt ganz ähnlich: "Der ganze Stadtbezirk ist eine kulturelle Diaspora. Es wäre schön, wenn Kreative, wie Holzbildhauer oder auch Kino- und Werbefilmer sich hier einmieten könnten." Weiter schlägt der Hallenfan vor: "Die Zeppelinhalle ist ein Kleinod, aber wegen der hohen Heizkosten müsste hier bautechnisch eine Haus-in-Haus-Lösung her."

Die vielen Gleisspuren der Tram, die früher in die Zeppelinhalle hineinführten, sie sind längst herausgerissen. In die Hallenfront hat man moderne Tore eingebaut. Auf der Seite zum Betriebshof sind die historischen Fenster komplett verkleidet. Trotz all dieser Veränderungen steht die Zeppelinhalle auf der Bayerischen Denkmalliste: Denn ihr großzügiger Innenraum erinnert an alte Werfthallen für Zeppeline und Flugzeuge. Als "signifikantes Bauwerk mit einer filigranen Innenausstattung", beschreiben die Denkmalschützer den Industriebau aus der Jahrhundertwende. Offener Raum, hohe Decke: Viele Obersendlinger erhoffen sich jetzt die Metamorphose ihrer Zeppelinhalle – in ein Zentrum mit Charme für ihr Viertel.
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