XXXLutz will endlich verhandeln

Schwanthalerhöhe - Etwas über eine Woche ist die Nachricht von der Schließung der Münchner Filiale des Möbelhauses XXXLutz an der Theresienhöhe alt. Etwa genauso lange dauert auch der Schlagabtausch zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung des Möbelmarktes. Die Fronten verhärten sich dabei immer mehr, dafür haben die Verhandlungen über einen Interessensausgleich und Sozialplan für die 160 Mitarbeiter noch immer nicht begonnen. Laut XXXLutz liegt die Schuld dafür bei der Gewerkschaft Verdi.
Der wirft der Möbelriese am Mittwoch vor, sich auf „Stimmungsmache“ und „Symbolpolitik“ zu versteifen, statt sich im Sinne der Angestellten endlich an den Verhandlungstisch zu setzen. „Das geht an der Realität vorbei, den Mitarbeitern ist damit nicht geholfen“, sagt XXXLutz-Sprecher Helmuth Götz.
Die jüngste Eskalation vom Dienstag, als die Betriebsratsmitglieder in Polizeibegleitung Zugang zu ihren Räumen in der Filiale einforderten (und nicht bekamen), sei ein klares Beispiel dafür.
Man habe dem Betriebsrat auf Unternehmenskosten ein voll ausgestattetes Büro zur Verfügung gestellt, damit er dort seiner Arbeit nachgehen könne. Dass die Räume in der Filiale geräumt werden sollten, sei von Anfang an mitgeteilt worden. „Das wurde künstlich hochgekocht“, sagt Götz.
Der Unternehmessprecher betont, man wolle den Betriebsrat keinesfalls an seiner Arbeit hindern. Er räumt aber ein, dass man die Betriebsratsvertreter tatsächlich nicht mehr im Gebäude des Möbelhauses haben möchte. So aufgeheizt wie die Stimmung derzeit ist, fürchte man Störungen des Geschäftsbetriebs.
Durch den Verkauf des Gebäudes, der in den nächsten Tagen endgültig und komplett abgewickelt werde, sei der Mietvertrag des Hauses außerdem gekündigt.
Die Gewerkschaft kündigte an, sich das Zugangsrecht zu den Räumen vor Gericht erstreiten zu wollen. Götz sieht das gelassen: „Rein rechtlich ist unser Vorgehen einwandfrei.“
Das Unternehmen kritisiert außerdem, dass Verdi mehrere Terminvorschläge für Verhandlungen ausgeschlagen habe. Immerhin: Am kommenden Dienstag ist ein erstes Treffen geplant.
Bei XXXLutz möchte man die Verhandlungen dann so schnell wie möglich über die Bühne bringen, „im Interesse der Mitarbeiter, die Planungssicherheit brauchen.“ Man strebe einen fairen Interessensausgleich an, der die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigt. Verdi schüre Existenzängste bei den Angestellten, statt in ihrem Sinne zu verhandeln. „Viel wichtiger ist es, dass endlich die Verhandlungen über einen Sozialplan in Gang kommen“, sagte Götz.
Mutmaßungen aus Gewerkschafts- und Mitarbeiterkreisen, man könnte die Tochtergesellschaft, die die Filiale betreibt in die Insolvenz gehen lassen, um Kosten zu sparen, bezeichnete Götz als „aberwitzig“. Er betont: "XXXLutz hat von Anfang an eindeutig Stellung bezogen, alle finanziellen Verpflichtungen zu tragen, die durch die Schließung der Filiale entstehen."
Nach wie vor sind die 160 Mitarbeiter der Filiale freigestellt, bekommen aber ihre vollen Bezüge. Für den Räumgsverkauf wurden eigens Angestellte aus anderen Filialen herbeigeholt.
Götz betont: „Für uns ist das die teuerste Lösung.“ Man zahle quasi das doppelte Personal. „Aber wir sind froh, dass wir uns dafür entschieden haben“, sagt Götz. „Ein geordnter Räumungsverkauf wäre sonst nicht möglich gewesen, wir hätten Streiks oder Demonstration im laufenden Betrieb fürchten müssen. Die leidtragenden wären die Kunden gewesen.“
Die Kunden indes scheinen unbeeindruckt von den Querelen rund um die Schließung. Der Räumungsverkauf läuft gut. Vor allem am ersten Tag übertraf der Ansturm der Schnäppchenjäger die Erwartungen. Nach wie vor soll das Geschäft bis Ende November geräumt sein.