Wo fast niemand Döner sagt

Frische Minze statt tropfender Soßen: Im Türkitch wird der Imbissklassiker neu erfunden.
von  Daniel Gahn
Onbasis Kebap: Zutaten wie Blaukraut haben darin nichts verloren. Foto: Daniel von Loeper
Onbasis Kebap: Zutaten wie Blaukraut haben darin nichts verloren. Foto: Daniel von Loeper © Loeper

Untergiesing - Es wird allerhöchste Zeit mit dem klischeebehafteten Bild des türkischen Imbiss zu brechen. Das Türkitch in der Humboldtstraße ist wohl einer der ungewöhnlichsten Döner-Läden Münchens und genau das war auch der Plan von Inhaber Hayri Onbasi. Der gebürtige Berliner kam vor zehn Jahren nach München und verliebte sich Hals über Kopf in Untergiesing.

Hier kam ihm auch die Idee für seinen Imbiss, der auf keinen Fall so werden sollte wie das, was es eh schon überall gibt. Den Einfall für den Namen seines Ladens war eine „klassische Schnapsidee“, sagt er. Es sollte nicht kitschig klingen und dann war der Name plötzlich da: Türkitch.

Manche Gäste nennen seinen Imbiss „Hipster Dönerladen“ oder „Gourmet-Döner“, doch an beiden Bezeichnungen stört Onbasi das Wort Döner. „Denn mit Döner verbindet man nicht immer etwas Positives“, sagt er. Deshalb ist das Wort Döner in seinem Laden aus dem Wortschatz gestrichen worden.

Und wer sich im kleinen Imbiss umsieht merkt sofort, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen türkischen Imbiss handelt. Zwar stehen auf der handgeschriebenen Tafel über dem Tresen all die typisch türkischen Imbiss-Speisen, nur werden sie hier anders zubereitet. Der Kebap (Hinweis: Schreibt sich im Türkitch mit „p“) (4 Euro) wird in einem länglichen Brot angerichtet und mit Salat, Petersilie, Tomate, Zwiebel und frischer Minze serviert.

Dazu gibt es eine Auswahl von vier Soßen, die überhaupt nichts mit der gewöhnlichen Joghurt-Suppe gemein haben, die sonst gerne aus einem Döner-Sandwich auf die Schuhe tropft. Ein Spritzer Zitronensaft gibt dem Kebap einen Frische-Kick. Zutaten, die sich fälschlicherweise ihn einen Döner verirren, sucht man im Türkitch vergebens. „Blaukraut gehört in keinen Döner“ sagt Onbasi. Er hält kurz inne, überlegt und grummelt etwas verlegen: „Jetzt habe ich selbst Döner gesagt.“ Auch der Köfte Burger (5 Euro) mit Gemüse und saftig gegrilltem Hack aus Lamm, Kalb und Rind ist geschmackliches Neuland und schmeckt frisch und würzig zugleich.

An den Wänden hängen zahllose schwarz-weiß-Bilder türkischer Gastarbeiter. Eine Aufnahme zeigt das Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs, an dem früher die Gastarbeiter aus der Türkei angekommen sind. Hier kam auch Hayris Vater an. Irgendwann will er neben die Fotos ein Trikot von Mesut Özil hängen. Die Unterschrift hat Onbasi schon jetzt im Kopf: „Gastarbeiter 2.0“.

Humboldtstraße 20, Montag bis Samstag 11 bis 22 Uhr, Sonntag 13 bis 22 Uhr, Telefon 890 569 63

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