Willkommen bei den Reiters!

Sie ist Buchhalterin – und er will OB werden: SPD-Kandidat Dieter Reiter und seine Frau Petra empfangen die AZ daheim in ihrer Wohnung.
von  Julia Lenders
Das Hochzeitsbild der Reiters stammt aus dem Jahr 2003 und hängt im Flur.
Das Hochzeitsbild der Reiters stammt aus dem Jahr 2003 und hängt im Flur. © Daniel von Loeper

München - Der Tag beginnt bei den Reiters mit einer Grapefruit. Vitamine für den Wahlkampf-Endspurt. Im Flur zeigt ein immer kürzer werdendes Maßband an, wie viele Tage es noch sind: Am Freitag waren es noch 37.

Bleibt derzeit überhaupt noch Raum für Privates? Dieter Reiter sagt: „Freizeit gibt’s im Moment keine.“ Stattdessen: 16-Stunden-Tage. Schließlich ist Reiters Hauptjob eigentlich nicht Wahlkämpfer, sondern Wirtschaftsreferent. „Für mich war’s wichtig, im Job dabei zu bleiben“, sagt er.

Zeit fürs Frühstück (samt gesunder Grapefruit) nehmen er und seine Frau Petra sich trotzdem. Im Normalfall gehe er nicht vor 8.30 Uhr aus dem Haus, sagt Reiter.

Selbst wer kommunalpolitisch nicht interessiert ist, wüsste nach einem Blick ins Bücherregal wohl sofort, für welche Partei der 55-Jährige am 16. März antritt. Dort sind Bücher von und über Helmut Schmidt, Christian Ude und Georg Kronawitter aneinandergereiht. Und überm Schreibtisch zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto Dieter und Petra – neckisch Nase an Nase, nur mit einem roten SPD-Würfel dazwischen.

Auch wenn die beiden erst seit 2003 verheiratet sind, kennen sie sich schon lange. Petra war fünf Jahre alt, als sich ihre Wege zum ersten Mal kreuzten – sie lebten in benachbarten Wohnblöcken in Sendling. „Gefunkt hat es erst viel später“, sagt sie. Und er: „Es war Liebe auf den zweiten Blick.“

Als sich die beiden vor 25 Jahren zusammentaten, brachte sie zwei Kinder in die Beziehung mit, er eines. „Wir sind eine Patchwork-Familie“, sagt Petra Reiter. Davon zeugt auch die lange Ess-Tafel, an der einmal im Monat alle Platz finden: die Kinder und auch deren Nachwuchs, Zwillingsmädchen im Alter von dreieinhalb. „Die dürfen alles bei meinem Mann“, sagt Petra Reiter, während er vor sich hinbrummelt: „Ah, komm!“

Vor gut eineinhalb Jahren sind die Reiters zurück nach Sendling gezogen. Tauschten Haus und Garten in Straßlach gegen 110 Quadratmeter in Harras-Nähe. 1600 Euro Miete kostet die helle Altbau-Wohnung, in der sich beide wohl fühlen. Petra Reiter sagt: „Ich genieße es, in die Arbeit radeln zu können.“

Ihr Beruf: Buchhalterin. Im Oktober hat sie auf Teilzeit reduziert – der Wahlkampf habe doch mehr Zeit beansprucht, als sie es sich vorstellte. Und auch im Haushalt hält sie ihrem Mann den Rücken frei. Wobei Dieter Reiter erzählt, wenigstens die Hemden seien ausgelagert: zehn bis zwölf Stück wandern pro Woche in die Reinigung.

Inzwischen hat sich herumgesprochen, wo die Reiters leben. Auch am Klingelschild steht ihr Name. Im Schnitt käme ein Mal pro Woche ein Fremder vorbei, sagt Petra Reiter. Sie stört’s nicht: „Es waren noch nie Anliegen, die nicht wichtig gewesen wären.“

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