Wildes Durcheinander: Die Bayerstraße im Wandel
Ludwigvorstadt - Zwei Schaufenster–Kinderpuppen mit asiatischen Gesichtern in einem Schaufenster. Ein Bub und ein Mädchen, bekleidet mit Lederhosn, kariertem Hemd, Halstüchlein, Sommerdirndl, dazu Nikolausmützen, Nikolausstiefeltaschen mit feinster Stickerei "Lieber Nikolaus, ich war ein braves Kind" umgehängt, sowie ein Schal des FC Bayern.
Mehr Bayern geht eigentlich gar nicht mehr – und alles so stilecht! Ja, die Bayern sind ein lustiges Völklein, so wird's in die Welt hinausgetragen. Wir befinden uns im Januar in der Bayerstraße, in der Nähe vom Hauptbahnhof, und es ist ein bisschen wie auf einer großen Theaterbühne, oder an einem Filmset.
Ganz am Anfang sind ja auch die Mathäser Kinos mit der angesagten 35 Millimeter Bar. 35 Millimeter? Das Standard–Format eines Kinofilms vor der digitalen Wende – und später, dank der Firma Leitz in Wetzlar, auch die des Kleinbildfilms für die Fotografie.
Dann der Neoncowboy am Las Vegas City, der nach eigenen Angaben "The Greatest Gamblinghall in Europe." Das Original, mit winkendem Arm, steht ja in dem mittlerweile überdachten Teil in Downtown Las Vegas.
Die Straße der Superlative startet gegenüber vom Stachus und geht später in die Landsberger Straße über, etwa auf Höhe des früheren Moulin Rouges, einem Rotlicht–Club an der Ecke Martin–Greif–Straße.
An manchen Ecken ist's schon richtig schick
Früher war's eine wilde Gegend – die Bayerstraße, mit Stripclubs, Peepshows, Erwachsenenkino mit ständigem Einlass im Hauptbahnhof, Import/Exportgeschäften und Werkzeugläden an jeder Ecke. Damals noch Bushaltestelle für die Balkanroute, krempelt sich die Straße in den letzten Jahren immer mehr um. Es ist, an manchen, sicher noch nicht an allen Ecken, richtig schick geworden.
Die Bayerpost wurde zum Sofitel, mit dem Fleming's, dem Le Meridian, ums Eck das Maritimhotel, dem Annahotel im ehemaligen Pinihaus – ein neuer, eher edler Hotelstandard wächst in die Höhe.
Leider ist der Hauptbahnhof, zur Zeit noch weihnachtlich geschmückt, ziemlich heftig in die Jahre gekommen und nicht gerade das Sahnestück der Gegend. Nunja, der Neubau soll ja kommen. Wenn er denn mal kommt.
Und so ist die Bayerstraße immer noch ein eher kurioses Durcheinander – alles ist irgendwie im Wandel. Nicht mehr ganz hier, aber halt auch noch nicht ganz dort. Im Dezember hatte ich, für einen kurzen Schneesturm lang, sogar mal die Gelegenheit alles in eine etwas winterliche Kulisse zu verwandeln. Ein kurzes winterliches Vergnügen.

AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller. Foto: ho
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr
Sigi Müller