Wieder Brandstiftung in der Pressestadt

Seit ein paar Monaten legt ein Feuerteufel in Moosach Feuer. Bei zwei Bränden in einer Woche entstanden 300.000 Euro Schaden. Die Bewohner haben Angst
Moosach - Am Tag danach steht im ersten Kellergeschoss eine knöcheltiefe schwarze Brühe aus Löschwasser und Ruß. Das Treppenhaus stinkt noch immer nach giftigem Rauch. Internet, Telefon, Klingel und Aufzug funktionieren nicht. Mittags gehen wenigstens die Fernseher wieder.
In der Nacht zum Dienstag hat es im Keller eines elfstöckigen Hochhauses an der Riesstraße (Olympia-Pressestadt) gebrannt. Der Schaden wird auf 50.000 Euro geschätzt. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Es ist nicht das erste Mal: Schon seit Monaten gehen in dem Wohnblock gegenüber des Olympiaeinkaufzentrums immer wieder Papiertonnen und Müllbehälter in Flammen auf. Erst vor einer Woche brannte es zwei Häuser weiter in einem Keller. Schaden: 250.000 Euro. Die Bewohner der Hochhäuser sind beunruhigt. „Ich habe Angst. Ich weiß nicht, was hier los ist“, sagt die türkische Hausfrau Cemaynur Halim (51). Sie und ihr Mann berichten, dass es in den vergangenen Monaten insgesamt sieben Mal gebrannt hat.
Ein Mieter aus dem zehnten Stock wurde Dienstagfrüh als Erster wach – er roch es. Der Qualm war durch den Aufzugschacht gestiegen. Um 1.48 Uhr alarmierte der Mieter die Feuerwehr. Als sie eintraf, waren die oberen Stockwerke bereits völlig verqualmt. Drei Hausbewohner mussten wegen leichter Rauchgasvergiftungen behandelt werden.
Salman Halim (51), der mit seiner Frau und seinen drei Kindern im zweiten Stock wohnt, hatte sich zuerst gewundert, warum der Hund aus der Etage unter ihm so verzweifelt bellte. Dann wurde es gleißend hell in der Wohnung, die Feuerwehr war eingetroffen, leuchtete alles aus. Salman Halim ging hinaus. Draußen wurde er zusammen mit anderen Hausbewohnern in einem Feuerwehrbus betreut. Seine Frau und die Kinder durften in der Wohnung bleiben. Das Haus musste nur teilweise evakuiert werden.
Nachbarin Anne Ziegler-Weispfennig (75) verließ ihre Wohnung ebenfalls. „Ich habe mir nur schnell einen Rock angezogen und die Handtasche mitgenommen. Für mich war das wie ein Kriegserlebnis. Mir wurde klar, wenn das Haus jetzt abbrennt, hast du nichts mehr“, sagt die Schauspielerin und Theaterpädagogin.
Ganz schön Dusel hatte die 18-jährige Merve, die wenige Stunden später Abitur in Bio schreiben musste. Sie wachte zwar auf, schlief aber schnell wieder ein. „Ich dachte, das ist ein Traum.“