Widerstand gegen Wohnbauprogramm
Im Wohnquartier südlich der Ständler- und östlich der Balanstraße will die GWG sechs massive Wohnblocks im Altbestand integrieren. Die Mieter sind entsetzt und haben 200 Unterschriften gegen die Pläne bei Oberbürgermeister Dieter Reiter abgegeben.
München -Am Dienstagabend gab es eine Info-Veranstaltung für die Anwohner. Unter dem Motto „Wohnen für alle“ hat der Stadtrat im März ein zusätzliches Wohnbauprogramm für einkommensschwache Gruppen beschlossen. Profitieren sollen davon vor allem Familien, Azubis und anerkannte Flüchtlinge. Im Turbogang soll gebaut werden, allein bis Ende 2016/17 müssen 1000 Wohnungen fertig sein.
Was Oberbürgermeister Dieter Reiter einen „wohnungspolitischen Paukenschlag“ nennt, hat dort, wo nun Häuser aus dem Boden gestampft werden, eher wie ein Bombeneinschlag gewirkt. Die Mieter der Ramersdorfer GWG-Wohnanlage südlich der Ständlerstraße sorgen sich wegen der 110 zusätzlichen Wohnungen im Quartier, die bis Mai 2017 bezugsfertig sein sollen. Sechs vier- und fünfgeschossige Blocks mit Grundflächen von jeweils 16 mal 16 Metern sollen im dreieinhalbstöckigen Bestand integriert werden.
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„Auf unsere Erholungswiese kommt ein fünfstöckiges Haus. Vorn an der Ständlerstraße kann ich wegen des Lärms keine Fenster öffnen. Die Wiese hinten fällt weg, ich weiß mir keinen Rat mehr!“, klagte eine Anwohnerin. Ähnlich ging es vielen der gut 60 Bewohner, die in die Mensa Quiddestraße gekommen waren. Man sorgte sich, weil die hohen Blocks Sonnenlichts schlucken und im grünen Innenbereich Wände emporwachsen.
Kein Stadtrat beim Infoabend
Es regte sich auch Angst wegen des künftigen Bewohnermix. „Meine Tochter ist 16. Wenn dort junge Flüchtlingsmänner reinkommen, kann ich hier nicht mehr wohnen bleiben“, sagte eine Mutter. Ein Frau wollte wissen: „Hat sich schon mal ein Stadtrat die Situation vor Ort angeschaut?“
Zum Infoabend war jedenfalls kein Stadtrat gekommen. BA-Chef Thomas Kauer (CSU) konnte den Unmut der Menschen gut verstehen: „Auch im Bezirksausschuss sehen wir die Planung kritisch. Gebaut wird auf jeden Fall. Wir sollten versuchen, im Konsens Verbesserungen zu erreichen“. Sorgen machen sich die Leute auch, weil gleich nebenan, an der Hochäckerstraße, bereits eine nicht unproblematische Siedlung liegt. Mit den künftigen Neubürgern könnte sich, so fürchtet man, eine schwierige Mixtur zusammenbrauen.
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Monika Betzenbichler vom Am für Wohnen und Migration beruhigte: „Wir wollen stabile Quartiere schaffen und schauen auf einen ausgewogenen Bewohnermix“. Sorgfältig sei die Auswahl bei der Wohnungsvergabe, man strebe 40 Prozent Frauen und 60 Prozent Männer an. Die Stadt werde die neu Zuziehenden mit einer „Wohnschule“ und sozialer Hausverwaltung begleiten, damit sie Mülltrennung, Ordnung und ähnliches lernten. GWG-Geschäftsführer Hans-Otto Kraus machte klar, dass man den Stadtratsauftrag erfüllen und in kürzester Zeit Wohnungen errichten müsse.
Thomas Kauer versprach den Anwohnern, dass sich alle Beteiligten vor Ort noch mal treffen und Einzelheiten diskutieren würden. „Dazu sollten Sie einen Sprecher bestimmen, der Ihre Interessen vorbringen kann“, empfahl der BA-Chef.
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