Weltladen Haidhausen zieht um: Mehr Platz für Fairness

Au-Haidhausen - Endlich mal gute Nachrichten - das ist ein Satz, den Leonie Müller (28) dieser Tage häufiger hört. Die Filialleiterin des Weltladens in Haidhausen hat derzeit alle Hände voll zu tun mit der guten Nachricht.
Der Weltladen verdreifacht sich
Schließlich passiert ein Umzug nicht nebenbei. Einen Umzugslaster haben Leonie und die zwölf anderen Mitarbeiter nicht gebraucht. Der neue Laden ist ja nur zwei Häuser weiter, er zieht von der Weißenburger Straße 14 in die Nummer 18. Und vergrößert dabei seine Fläche gleich mal um das Dreifache.
Der neue Laden ist bereits der vierte Standort für das Geschäft. Seit 1985 ist es im Franzosenviertel ansässig, Sedanstraße, Pariser Straße und seit 2004 eben in der Weißenburger Straße.
Umzug birgt ein gewisses Risiko
In der Zeit haben fairgehandelte Schokolade und Kaffee so einiges mitangesehen. Die letzten drei Jahre auch mit Leonie Müller. Sie hat während ihres Studiums als Minijobber dort gearbeitet, seit März leitet sie die Filiale.
Da ist ein Umzug natürlich gleich eine große Herausforderung. "Natürlich liegt da ein gewisses Risiko, aber hinter dem Umzug stehen gute Zahlen und eine wachsende Kundschaft", erklärt die 28-Jährige.
Das Viertel hat sich verändert
Das hat etwas mit dem veränderten Viertel zu tun. Das Haidhausen der 80er Jahre war noch ein Glasscherbenviertel, davon ist freilich nicht mehr viel zu sehen. Wer aus dem leeren Geschäft hinaus auf die Weißenburger Straße schaut, der sieht eher neuere Autos als ältere, eher SUVs als Kleinwagen. Die teils prächtigen Altbauten sind saniert und die Meere von Tulpen am Orleans- und Pariser Platz wirken auch nicht gerade heruntergekommen.
Aber nicht nur das Viertel hat sich verändert: "Man merkt, dass die Menschen ihren Konsum mehr hinterfragen und Wert darauf legen, dass ihre Einkäufe ethisch vertretbar sind", erklärt Müller. Und so ist der Kundenstamm kontinuierlich gewachsen und eben auch die Palette an fair gehandelten Produkten.
Mehr Platz für nachhaltige Mode
Eben jene gewachsene Palette ist auch ein Grund für den Umzug. Längst geht es eben nicht mehr nur um Kaffee und Kakaobohnen, sondern um eigentlich alles, was in den ärmeren Ländern hergestellt oder geerntet wird: Gewürze zum Beispiel sind jetzt dazugekommen.
Vor allem aber wird der neue Platz für Mode benötigt. T-Shirts, Kleider und Hosen werden jetzt angeboten. Mit den Preisen großer Billigketten kann man natürlich nicht mithalten, schließlich sollen die Arbeiter auch etwas davon haben.
Vor allem jetzt in Krisenzeiten haben sie ihre Bestellungen nicht storniert, damit die Bauern und Arbeiter weiter ihre Lebensgrundlage behalten. Aber richtig teuer wird es dennoch nicht: Ab 29,90 Euro gibt es zum Beispiel T-Shirts.
Der Weltladen: Seit 30 Jahren in Haidhausen
Müller ist gespannt, wie die Mode angenommen wird. Schließlich sind die Kunden, ob Alteingesessene, junge Hipster oder Familien, bisher vor allem für Lebensmittel und Geschenke gekommen. Aber der Markt, ist sie sich sicher, sei da.
Und die wohl erprobten Produkte seien ja schließlich weiter da und werden von den 13 Mitarbeitern - davon die meisten ehrenamtlich - weiter verkauft.
Vielleicht wird aber auch nur ein langes Schwätzchen gehalten, das gehört zum Konzept irgendwie dazu und ist auch der Effekt, wenn man 30 Jahre in einem Viertel ist.