Weltkriegs-Bunker zu verkaufen

Gerade geht die vielleicht skurrilste Immobilie der Stadt gegen Höchstgebot an neue Besitzer. Im Krieg fanden 750 Menschen Schutz hinter den zwei Meter dicken Mauern. Jetzt darf das Gebäude zur Luxus-Wohnung werden
von  Myriam Siegert
Hotterstraße 10 und 12: Der Bunker und das Grundstück dahinter werden als „Baugrundstück mit Einzeldenkmal in Traumlage“ angeboten.
Hotterstraße 10 und 12: Der Bunker und das Grundstück dahinter werden als „Baugrundstück mit Einzeldenkmal in Traumlage“ angeboten. © Petra Schramek

 

Gerade geht die vielleicht skurrilste Immobilie der Stadt gegen Höchstgebot an neue Besitzer. Im Krieg fanden 750 Menschen Schutz hinter den zwei Meter dicken Mauern. Jetzt darf das Gebäude zur Luxus-Wohnung werden

Altstadt - Mitten in der Altstadt, in einer ruhigen Seitenstraße, die Restaurants und Einkaufstempel in der Fußgängerzone und Sendlinger Straße ums Eck, dazu 600 Quadratmeter auf sechs Geschossen – inklusive Keller und Dachgeschoss – und über zwei Meter dicke Außenwände: Die Immobilie, die die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben derzeit auf ihrer Internetseite anbietet, ist – gelinde gesagt – etwas ungewöhnlich.

Wer immer davon geträumt hat, einen Luftschutzbunker zu besitzen und das nötige Geld mitbringt, ist hier richtig. Das Angebot meint den Bunker in der Hotterstraße. Der wird derzeit samt Hof und Fläche dahinter zum Kauf angeboten – an den Meistbietenden.

Man darf gespannt sein, was hier entsteht. 1942 wurde der Hochbunker als Schutzraum für die Zivilbevölkerung errichtet. 750 Menschen fanden hier Platz und Schutz vor den Bomben. In einer Bombennacht im Oktober 1943 sollen hier dennoch Menschen gestorben sein. Bombenexplosionen neben dem Schutzbau sprengten Gasblenden; Druckwellen durchbrachen die gasdichten Türen der Schleusen.

Nach dem Krieg wurde der Bunker als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. In der jüngeren Vergangenheit tanzten hier die Feierwütigen im Club „Herr Hotter“. Jetzt steht der Bunker leer – und sucht einen neuen Besitzer und eine neue Bestimmung.

Im Paket inbegriffen sind neben dem Bunker gut 450 Quadratmeter Hof und die Fläche hinter dem Bunker, die den Stadtwerken gehört. Insgesamt geht es um 1151 Quadratmeter in bester Lage. Auf dem knapp 700 Quadratmeter großen Grund der Stadtwerke steht noch ein altes Betriebsgebäude. Das dürfte der Käufer ersatzlos abreißen. Die Garagen allerdings, die dort angebaut sind, müssten ersetzt werden. Sie gehören dem Damenstift St. Anna.

Laut Exposé werden der Bunker und die Flächen als Baugrund angeboten. Um eine Baugenehmigung muss sich der Käufer selbst kümmern. Eine Garantie gibt es nicht, aber ein genehmigter Bauvorbescheid für eine Nutzung durch Hotel und/oder Gastronomie, Wohnen und Wohnen mit Einzelhandel liegt vor.

Wer so ein individuelles Gemäuer besitzen will, muss noch einiges anderes auf sich nehmen: Weil die gesamte Altstadt als Ensemble unter Denkmalschutz steht, muss vor eventuellen Erdarbeiten eine „denkmalschutzrechtliche Erlaubnis“ eingeholt werden. Auch der Bunker selbst ist denkmalgeschützt. Wer den Betonklotz umbaut, muss also Rücksicht nehmen.

Nebenan ist außerdem ein Umspannwerk der Stadtwerke. Wer hier kauft, verpflichtet sich, die Immissionen und Emissionen zu dulden, ein entsprechendes Gutachten, was da genau zu erwarten ist, liegt vor. Auf der Stadtwerke-Fläche, gibt’s außerdem Altlasten. Auch hierfür gibt’s ein Gutachten samt Kostenschätzung. „Beide enthalten aber keine Einschränkungen hinsichtlich einer künftigen Nutzung wie Wohnen“, heißt es dazu von der Bundesanstalt.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat das Objekt kürzlich auch auf der Immobilienmesse „Expo Real“ vorgestellt. Bei den Interessenten geht der Trend in Richtung Wohnnutzung. „Die Nachfrage ist dementsprechend sehr groß.“

 

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