Welche Farbe für die Sitze im Grünwalder?
Diese Woche fällt im Rathaus die Entscheidung: Fans des TSV 1860 und des FC Bayern sollen nicht provoziert werden.
Giesing - Es gibt zwei Plätze in München, das ist Farbe nicht bloß einfach Farbe. Da ist sie ein Glaubensbekenntnis: An der Allianz Arena – und noch viel mehr am Grünwalderstadion in Giesing.
Da muss die Stadt diese Woche Farbe bekennen: Wie sehen die neuen Sitze im umgebauten Grünwalder aus?
Im Juli wird das alte Sechzger-Stadion wieder eröffnet. Die Stadt baut es gerade für mehr als zehn Millionen Euro drittligatauglich um.
Fast zehn Zentimeter dick ist der Farbenkatalog, aus dem Sport-Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), Baureferentin Rosemarie Hingerl und ihr Stadion-Team die Farbe aussuchen.
„Das ist eine ganz zentrale Frage“, sagt die Bürgermeisterin zur AZ. Eines steht aber jetzt schon fest: „Die Sitze werden nicht blau und nicht rot!“
Die Stadt will auf jeden Fall eine Farb-Schlacht zwischen den „Blauen“ TSV 1860-Fans und den „Roten“ FCB-Bayern Anhängern verhindern.
Denn sie hat sich gerade erst am Hans-Mielich-Platz in Untergiesing mit neuen roten Sitzbänken ein blaues Auge eingefangen: Im Sommer wurde der Platz umgestaltet, und die Architekten hatten aus rein ästhetischen Gründen die rund ein Dutzend Bänke rot anmalen lassen.
Für Löwen-Fans ist das vor „ihrem“ Grünwalderstadion die pure Provokation. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden die Bänke von Sechzger-Fans im Februar blau umgepinselt. Da haben die Löwen gebrüllt, und in Giesing war Zeter und Mordio angesagt.
Das Baureferat und der BA haben sich auf einen Kompromiss verständigt: „Die Bänke werden abgeschliffen und naturfarben belassen“, sagt Rosemarie Hingerl zur AZ: „Mit diesem Ärger hatten wir nie und nimmer gerechnet.“
Die Baureferentin tendiert zu einem neutralen Farbton: Der zum hellen Stadion passt, der lichtunempfindlich und robust ist und nicht schnell verbleicht. Durchsichtig sollen die Sitze auch nicht sein.
Die rote Sportbürgermeisterin Christine Strobl gibt auch ein zweites Glaubensbekenntnis zum Grünwalder ab: Sie will, dass der Platz die nächsten Jahre und Jahrzehnte nicht verkauft wird, sondern in städtischer Hand bleibt.
„Es ist heute das am meisten bespielte Stadion in München“, stellt Christine Strobl fest: „Bei einem Verkauf hätten wir die vielen Vereine, die dort spielen, woanders unterbringen müssen.“ Jetzt werde es ein „supertolles Drittligastadion, und für mich ist es großes Stück Stadtgeschichte“.
Vor mehreren Jahren war daran gedacht worden, das Areal meistbietend zu verkaufen. Eine Einkaufsstadt oder ein Hotel hätte dort entstehen können. „In dem wir das Stadion mittelfristig für den Sport erhalten, sichern wir langfristig damit eine Zukunft für die Stadt und eine Chance für spätere Generationen“. Strobl: „Keiner weiß heute, wann wir froh sind, dass wir dieses Gelände noch haben und dass nicht Private das Sagen darüber haben.“
Über eines müssen sich jene im Klaren sein, die dort ein neues Fußballstadion bauen wollen: „Wer das Grünwalder abreißt, darf kein neues Stadion bauen.“
Das neue Baurecht verbiete das: mit größeren Abstandsflächen, mit mehr Lärmschutz und höheren Auflagen für den Verkehr und die Sicherheit.