Weiße Koffer zur Erinnerung

Der Neuhauser Künstler Wolfram P. Kastner erinnert mit Stadtteilrundgängen, Zeitzeugen und einer Ausstellung an jüdische Münchner.
Neuhausen - Das Projekt „Hier wohnte…“ geht weiter. Zur Erinnerung stehen vor fünf Wohnhäusern im Stadtteil Neuhausen weiße Koffer und Tafeln, die über jüdischer Münchner und deren Schicksal erzählen. Der Neuhauser Künstler Wolfram P. Kastner will damit mahnen, Geschichte nicht zu verdrängen, sondern aus ihr zu lernen. Bei Ausstellungen, Lesungen, Zeitzeugengesprächen und Vorträgen soll diese Geschichte lebendig und erfahrbar werden.
Das ist laut den Veranstaltern aktuell zu der Aktion geplant:
Am 3. November tritt die Künstlerin Nirit Sommerfeld in der Herz-Jesu-Kirche, Lachnerstraße 8 beim Konzert „Jiddische Weihnacht“ um 19.30 Uhr mit Klezmer-Musik auf. Mit dem Konzert öffnet eine Ausstellung in der Vorhalle der Kirche. Wolfram P. Kastner erläutert einführend die Ausstellung und
präsentiert auf Gedenktafeln Biografien jüdischer Münchner, die der Nähe der Kirche gelebt haben. In der Kirche soll ein Gedenkort entstehen.
Am 75. Jahrestag der „Kristallnacht“, dem 9. November, um 18 Uhr lädt Wolfram P. Kastner zum Zeitzeugengespräch mit Walter Joelsen in den Neuhauser Trafo, Nymphenburger Str. 171, ein. Walter Joelsen hat den Nazi-Terror am eigenen Leib erfahren. Da er als sogenannter „Halbjude“ galt, musste er seine Neuhauser Schule verlassen und ab 1944 Zwangsarbeit leisten. Er erzählt davon, was es bedeutet, von einem Tag auf den anderen alle Perspektiven zu verlieren. Sein Ziel ist es „den Menschen Mut zu machen, sich zu wehren.“ Anmeldung bei der Münchner Volkshochschule unter Tel. 089 / 835353. Die Teilnahme ist kostenlos,
Am 20. November, dem Jahrestag der Deportation von annähernd tausend jüdischen Münchner Bürgern, liest die Fernsehmoderatorin und Autorin Amelie Fried um 20 Uhr aus ihrem Buch „Schuhhaus Pallas - Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“. Frieds Großonkel Max Fried und seine Frau Lilli wohnten zuletzt in Neuhausen. Auch sie wurden 1941 deportiert und ermordet. Erst spät erfuhr Amelie Fried vom Schicksal ihrer Verwandten. "Das Geheimnis meiner Familie zu entdecken war wie der Blick in einen Abgrund", erinnert sich Fried. Andreas Heusler vom Stadtarchiv München moderiert die Lesung. Karten reserviert die Münchner Volkshochschule unter Tel. 089 / 23382450. Der Eintritt kostet 3 Euro.