Wegen Google-Navigationsdienst: Stau in Münchner Wohnstraße
München-Schwabing - Im April ging es los: Da hat sich Reinhold Kocaurek gewundert, warum plötzlich dauernd Stau ist in seiner kleinen Gundelindenstraße. Die Neugier trieb ihn an die Ecke Ungererstraße/Isarring, wo seltsamerweise viele Heimkehrer aus den Büros der Stadt geradeaus weiterfuhren. Dabei war der Schleichweg auf den Mittleren Ring über die Gundelindenstraße doch eigentlich kaum bekannt.
Reinhold Kocaurek hatte so einen Verdacht und eine kurze Überprüfung bestätigte ihn: Das Problem kommt gewissermaßen aus den weiten des Weltalls, wo die Satelliten ihre Bahnen ziehen und ihre Signale an die Navigationsgeräte drunten in Schwabing schicken. Denn die Strecke über die Gundelindenstraße wird seit einem Update der Karten von Google nun als erste Route empfohlen - und nach der Zählung von Kocaurek von 450 bis 600 Autos im Feierabendverkehr genutzt. Tagsüber sind es etwa 30 Autos in der Stunde.
"Wir können in der Zeit kein Fenster aufmachen und sind hier seitdem von Lärm, Gestank und Huperei betroffen", klagt Reinhold Kocaurek. Denn eigentlich ist die Gundelindenstraße eine 30er-Zone und gar nicht für so eine hohe Belastung geeignet.
Gegen Google-Routenempfehlungen ist das KVR machtlos
Gegen Routenempfehlungen von Navigationsdiensten kann das Kreisverwaltungsreferat (KVR) rechtlich nicht vorgehen. Im Austausch mit den Anbietern gibt das Referat einfach regelmäßig allgemeine Informationen zu Verkehrsführung oder Einbahnstraßenregelungen weiter. Und zu Anliegerstraßen.
Darin liegt auch momentan die einzige Chance der Anwohner in der Gundelindenstraße: Das KVR müsste der Straße eine Anliegerregelung verpassen - beim nächsten Update würde die Route dann nicht mehr vorgeschlagen werden.
Bis zu einer möglichen Anliegerregelung und anschließende Routenänderung im Berufsverkehr müssen sich die Gundelindenstraßenbewohner allerdings noch in Geduld üben. "Dazu braucht es erst eine belastbare Verkehrszählung", sagt KVR-Sprecher Johannes Mayer.
Verkehrszählung: Ergebnis im Oktober
Die wird erst nach der Sommerpause durchgeführt - nach den Ferien kann auch die tatsächliche Belastung wieder gemessen werden. Die Kommunale Verkehrsüberwachung (KRÜ) betraut eine Firma damit, die für mindestens eine Woche elektronische Erhebungen machen wird.
Das Lagebild wird im Anschluss gemeinsam mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung und der Polizei ausgewertet. Ein Ergebnis erwartet das KVR dann im Laufe des Oktobers. Dann kann gegebenenfalls die neue Regelung auf den Weg gebracht werden. Und mit dem nächsten Update aus der Routenführung verschwinden.
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