Wegen defekter Heizung: Frau (65) und Hund sterben
Schwabing - Erst vor drei Wochen waren Milka C. und Dobrivoje P. in das Mietshaus am Habsburgerplatz eingezogen. Sie hatten sich um den Job als Hausmeisterpaar beworben. Die beide waren überglücklich, als es mit der Bewerbung klappte, doch jetzt ist die 65-Jährige tot. "Es geht mir sehr schlecht, ich liege im Krankenhaus", erzählt Dobrivoje P. am Telefon.
Nur durch Zufall hat der 54-Jährige das giftige Gas überlebt
Der 54-Jährige ist am Mittwochmorgen nur ganz knapp mit dem Leben davon gekommen. Die Kohlenmonoxidkonzentration in seinem Blut war nicht ganz so hoch wie bei seiner Freundin.
Dobrivoje P. war am Dienstagabend früher ins Bett gegangen. Seine Freundin wollte noch etwas Fernsehen. Die 65-Jährige und ihr Hündchen Belli legten sich aufs Sofa im Wohnzimmer. Gegen 3.45 Uhr morgens wachte Dobrivoje P. auf. Der Platz neben ihm im Bett war leer. Der 54-Jährige dachte, seine Freundin sei auf dem Sofa eingeschlafen.
Die Frau liegt leblos auf dem Fußboden, ihr Hund tot im Wohnzimmer
Als er aufstand und nach ihr sehen wollte, fand er Milka C. leblos am Boden. Sie lag im Flur auf halbem Weg zwischen Bad und Wohnzimmer. Der Hausmeister verständigte den Rettungsdienst. Der Notarzt war innerhalb weniger Minuten da. Doch er konnte nicht mehr helfen. Milka C. war bereits tot, genauso wie ihr Hündchen.
Die Zwei-Zimmer-Wohnung wird über Gas beheizt. Im Wohnzimmer, gleich neben der Couch, steht ein in die Jahre gekommener Ofen. Im Badezimmer ist eine Gastherme für die Heißwasserversorgung installiert. Welches der beiden Geräte defekt ist, war am Mittwoch noch unklar. Die Feuerwehr hat aus Sicherheitsgründen im gesamten Mietshaus die Gasleitung abgestellt. Deshalb konnten Experten gestern die Geräte in der Unglückswohnung noch nicht genau untersuchen. "Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass ein technischer Defekt vorliegt", sagt Polizeisprecher Wolfgang Behr. Möglicherweise ist der Abgasabzug verstopft.
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Dadurch konnten die Verbrennungsrückstände nicht abziehen, sondern verbreiteten sich in der Wohnung. Kohlenmonoxid ist ein geruch- und geschmackloses Gas. "Es unterbindet den Sauerstofftransport im Blut", sagt Feuerwehrsprecher Johann Petryszak. "Erste Symptome einer Vergiftung sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühl."
Die Mitteilung an die Bewohner. Foto: rah
Das muss auch Milka C. gemerkt haben. Sie stand auf, ging in Richtung Bad und brach auf dem Weg dorthin zusammen. Als Feuerwehrmänner die Wohnung gegen 3.44 Uhr betraten, war die Kohlenmonoxidkonzentration der Raumluft noch immer so hoch, dass ihre automatischen CO-Warner sofort anschlugen. Selbst in einer der Nachbarwohnungen waren noch erhöhte Kohlenmonoxidwerte messbar.
Die Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus sind traurig und tief geschockt. "Die Gasthermen und - Öfen sind alt. In vielen Wohnungen wurden sie deshalb bereits ausgetauscht", erzählt eine junge Frau, "die neuen Geräte haben ein Alarmsystem."
Wie die junge Frau wurden auch alle anderen Nachbarn am frühen Morgen aus ihren Betten getrommelt. Jede der Wohnungen wurde auf Kohlenmonoxid geprüft. Einige in dem Mehrfamilienhaus hatten in den vergangenen Tagen die Gasöfen eingeschaltet, weil es nachts bereits empfindlich kalt werden kann. Alle Anlagen funktionieren störungsfrei.
Nur die in der Wohnung des Hausmeisterpaares im Hochparterre ist offenbar defekt gewesen.
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