Wasserwacht Mitte: 150 Mal retten an der Isar

Sendling - Nein, eine besondere Abneigung gegen Schlauchboote hat Michael Greiner noch nicht entwickelt. "Wenn man das richtig macht, sind die eine super Sache und eine Fetzengaudi", sagt er sogar. Dabei haben die aufblasbaren Gefährte den 36-Jährigen und seine Kollegen der Wasserwacht Mitte in der letzten Badesaison ordentlich auf Trab gehalten.
34 größere Einsätze verzeichnen die auch als Isarrettung bekannten Helfer in der letzten Saison. Rechnet man die kleineren Erste-Hilfe-Leistungen dazu, sind es um die 150.
Unter den Großeinsätzen sind auch immer wieder Fälle, in denen Menschen sich und ihre nautischen Fähigkeiten über- und das Hochwasser der Isar unterschätzten. So halfen die Retter im vergangenen Juli, an einem einzigen Abend insgesamt acht in Not geratene Schlauchbootfahrer an der Großhesseloher Brücke aus dem Wasser zu ziehen.
"Auf einem kam die Feuerwehr"
Ein Abend, der Greiner noch deutlich im Gedächtnis ist: "Wir waren eigentlich schon fertig mit dem Wachdienst und saßen noch beim Grillen zusammen, auf einmal kam die Feuerwehr", erinnert er sich. Mehrere Stunden dauern die Rettungsarbeiten – und sie sind erfolgreich: Dank den vereinten Kräften von Feuerwehr und Isarrettern kamen die Freitzeitsportler mit dem Schrecken davon.
Schon seit 1945 gibt es die Isarrettung, die aktuell aus 65 aktiven Mitgliedern besteht und zum Bayerischen Roten Kreuz gehört. Die Retter helfen alle ehrenamtlich, viele waren auch schon bei Feuerwehr und Rettungsdienst aktiv. "Ansonsten sind wir sehr bunt gemischt", erzählt Greiner. "Bei uns sind Intensivpfleger genauso dabei wie IT-Techniker."
In der Saison von Mai bis September sind die Wasserwachtler jedes Wochenende an ihren zwei Wachstationen am Flaucher und an der Marienklause.
Auch First-Responder-Dienste werden übernommen
Dabei sind sie nicht nur zuständig für die Wasserrettung in der Isar, sondern übernehmen an Einsatztagen auch die Erstrettung in den umliegenden Straßen. 7.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit kommen so über den Sommer zusammen.
Dazu sind die Wasserwachtler außerhalb der Saison auch bei Großveranstaltungen und Schwimmkursen für Kinder und Jugendliche unterwegs. Auch auf der Wiesn sind die Retter jedes Jahr mit einer eigenen Trage im Einsatz.
Dass die Isar und das Viertel ohne dieses Engagement ein gefährlicherer Ort wäre, hat auch die örtliche Politik erkannt. So verlieh die SPD der Isarrettung gestern den Sendlinger Bürgerpreis. "Die Wasserwacht und ihr Team zeigen, wie wichtig deren Arbeit an unserer Isar ist zum Schutze der Badenden, Feiernden und sich Erholenden. Auf ihr starkes Engagement können sie sehr stolz sein!", sagte Markus Lutz, Vorsitzender der SPD Sendling und des örtlichen Bezirksausschusses.
Die Retter Freude sich über die Ehrung: "So eine Anerkennung ist eine sehr große Motivation", sagt Greiner. "Wir finden es großartig, dass unsere Arbeit so eine Beachtung findet."
Dass ihre Mahnungen bei manchen übereifrigen Freizeitsportlern dagegen auf taube Ohren stoßen und sie sich trotz der Warnungen der Wasserwacht immer wieder auf der Isar in Gefahr bringen, damit haben die Retter gelernt umzugehen. "Wir sind da, um zu helfen, nicht um zu urteilen", so Greiner. "Trotzdem versuchen wir natürlich, immer wieder an die Vernunft der Bürger zu appellieren." Das werden sie auch im nächsten Jahr tun – und natürlich helfen, sollte doch jemand in Not geraten.
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