Was für ein Wander-Zirkus

Seit Jahren sucht der Wannda-Zirkus ein festes Zuhause. Heute startet die Kulturwoche im Schlachthof - der Wannda-Zirkus ist mit dabei.
Natalie Mayroth |
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Die Ponyreitbahn des Wannda Circus.
Wannda Circus 2 Die Ponyreitbahn des Wannda Circus.
Manege frei für den Wannda Circus.
Wannda Circus 2 Manege frei für den Wannda Circus.

Isarvorstadt - Vor drei Jahren hat die Gruppe um Daniel Hahn, Jakob Ritzenhoff und Fabian Elbert den „Wannda Circus“ gegründet. Seitdem müssen sie sich mit Flächen zur Zwischennutzung zufriedengeben. Diesen Sommer sind sie für eine Woche am alten Schlachthof.

„Das Problem ist jedes Jahr dasselbe“, sagt Daniel Hahn. Die Suche nach einem festen Zuhause blieb bisher erfolglos. Ein eigenes Grundstück können sie sich nicht leisten. Für private Immobilienunternehmen sind sie nicht lukrativ genug, da sie nicht genügend zahlen können. „Da machen sich viele erst gar nicht die Mühe, um mit und zu sprechen“, sagt Daniel. Aufbau, Abbau und das Bewerben für neue Flächen kosten sie viel Zeit. „Zum Teil arbeiten wir parallel. Das ist manchmal schade, aber wir können uns vom Zirkus allein nicht finanzieren“, sagt er.

Der 25-Jährige investierte sein Gespartes vor drei Jahren nicht wie andere junge Männer in einen Kleinwagen. Für ihn müsste es ein Zirkuszelt sein. Dazu gekommen sind weitere Kuriositäten wie eine Ponyreitbahn. Doch bei Wannda im Schlachthof sollen keine Paarhufer Kinder auf ihrem Rücken tragen. Die Bahn wird zur Artistenbühne umfunktioniert.

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Das letzte Mal stand die rot-braun lackierte Anlage 1962 auf dem Oktoberfest. Von einer Schaustellerfamilie bei Hannover erstand Daniel sie. Zwei Jahre lang lag sie auf dem Packwagen, in Einzelteile zerlegt. Nun sind die Jungs und Mädels vom Wannda e.V. mit dem Aufbau beschäftig um das 3000 Quadratmeter große Gelände für die Zirkuswoche vorzubereiten. Sie verhelfen diesem anderen Fundstücken wieder zu altem Glanz – und kommen ganz ohne Tiere aus.

Ihre Besucher begeistert das Kollektiv mit einem Manege-Mix von Straßenkunst, Akrobatik und Techno-Party. Wannda – das sind schimmernde Discokugeln, geschminkte Gesichter und verkleidete Artisten. Gerade bei vielen jungen Leuten sind sie durch ihre bunten Open-Airs bekannt geworden. In diesem Jahr kommt neben dem Nachtflohmarkt, ein veganer Foodbazar, Theateraufführungen, Kabarett und ein brasilianisches Tanzfest hinzu. Weitere Künstler wie die Malerei-Studentin Alina Birkner, oder das Kollektiv Tam Tam, wirken im Programm mit. Sonst fanden die Veranstaltungen vereinzelt im Sommer während der Spielperiode satt. Zum Ende April gibt es täglich volles Programm.

Der Wannda e.V. umfasst acht Mitglieder, Daniels jüngere Brüder helfen auch mit. Er hat sie mit dem Zirkus-Fieber angesteckt. Julian (22) und Laurin Hahn (20) kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit und organisieren den Food-Bazar. Der feste Kern: Daniel Hahn, Jakob Ritzenhoff (24) und Fabian Elbert (25) lernte sich auf der Waldorfschule kennen. Emine Capartas (33) kümmert sich schwerpunktmäßig um die Kostüme und Dekoration, die bei Wannda besonders ins Auge stechen. Doch darum herum hat Wannda 80 Helfer, Unterstützer und Mitgestalter – ohne die es den Zirkus so nicht geben würde.

Unterstützung haben sie neben dem „Pathos Transport Theater“, für das Daniel als Veranstaltungskaufmann tätig ist, von Johannes Trischlers, SPD, der im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann arbeitet. Dem 27-Jährigen ist es ein Anliegen, „die Kulturarbeit von jungen Leuten zu fördern, da das in der Stadt München nicht immer so einfach ist.“

Im Laufe der Jahre werden die leere Flächen Münchens weniger. Obwohl das Kulturreferat München Wannda wohlgesonnen scheint, haben sie das Grundstück an der Schwere-Reiter-Straße nicht noch ein weiteres Mal für den Sommer zugesprochen bekommen. Die Stadt plane eine Flüchtlingsunterbringung, hieß es. Seit drei Jahren kennen sie dieses Spiel. Im letzten Jahr waren sie ganz aus dem Bild der Innenstadt verschwunden. Sie kamen für einen Monat in Fröttmaning unter.

Doch sie wollen wieder in die Stadt. Das ist ihnen mit dem Viehhof erst einmal gelungen, wenn auch nur für eine Woche. Auf eine endgültige Zusage für eine Fortführung im Sommer warten sie noch. Die „Wannda-Kulturwoche im Viehhof“ findet von 29. April bis 5. Mai statt. Der Eintritt kostet zwischen 3 und 18 Euro.

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