Wann ist endlich Sommer?

AZ-Leserin Faye Osman schreibt über eine besondere Begegnung im Hofgarten. Viele Münchner sind dort bei den ersten warmen Sonnenstrahlen unterwegs.
von  Faye Osman
Seit Jahren ein Anziehungspunkt für viele Münchner: Der Hofgarten.
Seit Jahren ein Anziehungspunkt für viele Münchner: Der Hofgarten. © AZ (Archivbild)

Maxvorstadt - Es ist warm, Sommer! Vor dem Tambosi am Odeonsplatz haben sich die Leute endlich wieder aufgereiht, um die ersten Sonnenstrahlen dankbar aufzusaugen. Die Augen müssen sich erst an das helle Licht gewöhnen und der Körper streckt sich wohlig wie nach einem langen kalten Schlaf.

Man ist schüchtern, verhalten, kann man dem Schein Glauben schenken? Ist der endlose Winter vorbei?

Für heute ja! Mit dem Fahrrad ist kein Durchkommen, alles ist voller Menschen, belebt, farbenfroh! Wir treffen uns genau hier, vor den steinernen Löwen. Nachdem wir uns einen Kaffee geholt haben, suchen wir uns ein Plätzchen im Hofgarten. Wir sind nicht die einzigen, die dieses Ziel verfolgen und finden schließlich doch eine Bank vor einem der Brunnen. Manchmal, wenn der Wind genau in unserer Richtung bläst, regnet es deshalb nass auf uns nieder und wir schrecken aus dem ernsten Gespräch, das wir gerade führen auf.

Obwohl wir über tief greifende Themen sprechen, bleiben wir an der Oberfläche. Er erzählt mir nicht, warum ich wirklich hier herkommen sollte und ich erzähle ihm nicht, warum ich es tat. Zwei auf Pferden sitzende Polizisten, die gekonnt an uns vorbei reiten, lenken unsere Aufmerksamkeit für einige Minuten ab von der peinlichen Oberflächlichkeit.

Ich allerdings bemühe mich in keinsterweise, etwas daran zu ändern und fühle mich auf der sicheren Seite. Ich erzähle ihm davon, wie skeptisch und realistisch ich geworden bin, dass es mir schwer fällt mich zu öffnen. Er meint: "Wenn der Moment passt, dann würde sich das Feuer in dir wieder entfachen, meinst du nicht?". Mit ehrlichen Augen blickt er mich lange an und ich erschrocken weg! Da ist es! Nun hat er mich auf unsicheres Terrain gelockt, schreit es in mir!

Ich stammle etwas von wegen "Ich glaube schon" und beschließe zu gehen. Sein Muffin-Papier, dass während unseres Gespräches pausenlos von der Bank geweht wurde, nehme ich mit.

"Wann gehen wir ins Kino?".  Fragt er, ich fühle mich in einer Gefahren-Zone und antworte verlegen. Gibt's denn was Gutes?". Danach gehe ich nicht weiter drauf ein.

Vorne, wieder am Odeonsplatz angekommen, bleiben wir kurz stehen und lauschen der Jazz-Band die sich dort aufgebaut hat. Viele Leute sind stehen geblieben, denn die Musik ist wirklich gut und passt zur Vorfreude auf den Sommer. So wie fast alles heute. Ich verabschiede mich von ihm und will ihn beinahe küssen - so ertraut und natürlich wäre es mir vorgekommen.

Ich laufe schnell nach Hause vorbei an der Theatinerkirche und ihren Türmen, die aussehen wie Gesichter mit Schnauzbart und buschigen Augenbrauen.

Sein Gesicht habe ich mal wieder schon längst vergessen. Zu Hause angekommen will ich ihm schreiben: In einem anderen Leben, einer anderen Dimension, wären wir zusammen,ganz bestimmt! "Das mit uns, wäre alles oder nichts", hat er gesagt. Alles oder nichts, welch eine Verlockung, denke ich mir.

Etwas Beängstigendes hat es doch... und ich schreibe ihm nicht.

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