Wahnsinns-Idee: Bus kreuzt Fußgängerzone

München - Die Münchner Verkehrsgesellschaft will ihren Kunden im nächsten Jahr mehr bieten. Auf 50 Linien sind Verbesserungen vorgesehen. Insgesamt wird das Angebot um 4,6 Prozent ausgebaut. Wobei der Großteil der Kosten von der MVG selbst aus Fahrgeldeinnahmen finanziert wird. Für ein Prozent der Kosten soll aber die Stadt aufkommen. Jetzt gab der Wirtschaftsausschuss seinen Segen.
Die zentralen Neuerungen hat die AZ im Frühjahr schon vorgestellt. Diskutiert wurde gestern vor allem noch über den geplanten „Citybus 101“ – eine Altstadtlinie, auf der kleinere Busse und ein dichter Haltestellen-Abstand der „Feinerschließung“ der Innenstadt dienen sollen. Die von der MVG zunächst vorgeschlagene Trasse sah vor, dass die Busse vom Sendlinger Tor über Oberanger, Marienplatz, Sparkassen- und Maximilianstraße zum Hofgarten fahren.
Doch nun gibt es weiteren Diskussionsbedarf. Nicht nur, weil KVR und Polizei insbesondere die Verkehrslage am Viktualienmarkt als problematisch ansehen.
Auch die Grünen im Stadtrat sind mit der bisher angedachten Wegführung noch nicht zufrieden. Sie richten ihren Blick vor allem auf Menschen, die sich mit dem Gehen schwer tun. Deshalb fänden sie es gut, wenn die Fußgängerzone zwischen Stachus und Marienplatz sowie weniger erschlossene Ecken wie das Hacken- oder Salvatorviertel erreichbarer würden.
Ein Vorschlag, den sie gestern unterbreiteten, erscheint allerdings irrwitzig. Man könne doch auf eine der problematischen Stellen, also die Vorbeifahrt am Marienplatz oder der Kustermannfahrbahn am Viktualienmarkt, verzichten. Stattdessen solle in Form einer Ringlinie die Sonnenstraße genutzt werden oder – und jetzt kommt’s – „eine Überfahrt über die Fußgängerzone an einer übersichtlichen Stelle“ eingeplant werden.
In der Nähe des Frauendoms oder vorm Stachustor sieht Grünen-Rat Paul Bickelbacher die „einzig denkbaren Möglichkeiten.“ Er meint: „Man müsste das einfach mal ausprobieren.“ Die Busse, die pro Richtung sechs Mal die Stunde fahren sollen, müssten sich eben schrittweise vorarbeiten. Bei 10 000 Passanten pro Stunde ein ambitioniertes Unterfangen. CSU-Rat Manuel Pretzl fand klare Worte: „Ich halte das für Wahnsinn.“ Samstags oder zur Christkindlmarkts-Zeit habe der Bus „schlichtweg keine Chance“.
MVG-Chef Herbert König konnte der Grünen-Idee, eine Ringlinie zu etablieren, nicht viel abgewinnen. Für Touristen, ebenfalls wichtige Nutzer des künftigen Citybusses, sei eine solche schwer verständlich. Die Busse sind ohnehin noch nicht bestellt. Deshalb soll der Citybus 101 nun doch nicht schon zum Fahrplanwechsel im Dezember, sondern erst im Frühjahr starten.
Bis dahin, so beschloss der Stadtrat, sollen sich die MVG, die Verwaltung und die Räte über eine Wegführung verständigen.