Vor Kommunalwahlen: Wahlkampfthema Tier

Die AZ hat mit den Tierschutz-Experten der Parteien über Zirkus, Hunde-Bettler und Tierversuche geredet. Hier die wichtigsten Punkte in der Zusammenfassung.
von  Natalie Kettinger
Diskutierten im Tierheim (v.l.): Bettina Messinger (SPD), Evelyne Menges (CSU), Kurt Perlinger (Chef des Tierschutzvereins) und Wolfgang Leitner (Grüne).
Diskutierten im Tierheim (v.l.): Bettina Messinger (SPD), Evelyne Menges (CSU), Kurt Perlinger (Chef des Tierschutzvereins) und Wolfgang Leitner (Grüne). © Petra Schramek

Die AZ hat mit den Tierschutz-Experten der Parteien über Zirkus, Hunde-Bettler und Tierversuche geredet.

Riem - Es ist Wahlkampf – der richtige Moment, um mit Politikern über das Thema Tierschutz zu sprechen. Der Tierschutzverein hat deshalb Bettina Messinger (tierschutzpolitische Sprecherin der SPD, kam mit Mischlingshündin Siska, die sie vor acht Jahren aus dem Tierheim geholt hat), Evelyne Menges (tierschutzolitische Sprecherin der CSU, kam mit Königspudel Chiara mia) und Wolfgang Leitner (Sprecher des AK Tierschutz der Münchner Grünen, Besitzer von vier Katzen und einem Hund) zur Diskussionsrunde eingeladen. Die AZ fasst die wichtigsten Punkte zusammen:

Tierheim

Der Eingang zum Tierheim soll sich bald beim neuen Katzenhaus befinden. Der Chef des Tierschutzvereins Kurt Perlinger wünscht sich, dass die Zufahrt beleuchtet und die Böschung zum Hüllgraben mit einer Leitplanke versehen wird. Außerdem stünden Sanierungsarbeiten an den anderen Häusern an. Die Kosten dafür schätzt er auf eine Million Euro pro Jahr. Geld, das er gerne von der Stadt bekommen würde, die das Tierheim jährlich mit 862000 Euro unterstützt und ein Drittel des Katzenhauses finanziert hat.

Beim ersten Punkt herrscht Einigkeit: SPD und CSU wollen sich für die Sicherung der Zufahrt einsetzen. Wolfgang Leitner sagt, man müsse sich zudem über die fortlaufende Finanzierung Gedanken machen. Da jedes Jahr 30000 Menschen nach München zögen und viele Tiere mitbrächten, müssten auch die Zuwendungen fürs Tierheim angepasst werden.

Evelyne Menges hingegen setzt auf Tierschutzerziehung. So will sie verhindern, dass sich Menschen unüberlegt ein Tier anschaffen – und es wieder abgeben, wenn sie merken, dass sie überfordert sind. Eine Möglichkeit dem vorzubeugen sei die Einführung eines Hundeführerscheins.

Reptilien-Auffangstation

Die Stadt unterstützt die Institution mit 5000 Euro pro Jahr (260000 gibt’s vom Freistaat). Bettina Messinger sieht auch weiterhin vor allem Bayern in der Pflicht – weil nur ein kleiner Teil der Exoten aus München stamme. Evelyne Menges will hier ebenfalls Auflärungsarbeit leisten – und dazu verstärkt mit dem Zoo kooperieren. Ihre Idee: Dort könnten die Menschen lernen, wie man Reptilien richtig hält.

Organisierte Bettler mit Welpen

Bettina Messinger sagt: „Es ist wichtig, dass die Stadt da härter durchgreift“ und will demnächst beim KVR vorstellig werden. Das Betteln mit Hund generell zu verbieten, lehnt sie ab, weil es „auch viele Obdachlose mit Hunden gibt, die sie gut behandeln“. Das sieht auch Wolfgang Leitner so, der ebenfalls jeden Einzelfall prüfen möchte. Evelyne Menges ist anderer Meinung: Um den organisierten Banden beizukommen, müsste die Lösung sein, „dass man grundsätzlich eine rechtliche Restriktion hat, die das Betteln wieder verbietet.“ Eine Regelung wie das Sammlungsgesetz, das Bayern 2008 abgeschafft hat.

Wildtierverbot im Zirkus

Wolfgang Leitner und Evelyne Menges haben an der letzten Demo vor dem Circus Krone teilgenommen. Die Krux: In München wurde vor zwei Jahren zwar beschlossen, dass Zirkusse auf kommunalen Flächen keine Wildtiere mehr zeigen dürfen. Die meisten Manegen stehen aber auf privaten Flächen. „Ich habe die Hoffnung, dass die Leute das irgendwann einfach nicht mehr sehen wollen“, sagt Bettina Messinger. Um das zu erreichen, fordert Wolfgang Leitner von Tierschutzverein und Tierrettung, die Zirkus-Gegner stärker bei ihren Protesten zu unterstützen. „Wir wollen den Circus Krone nicht kaputt machen“, sagt Evelyne Menges. Doch von einem Traditionsbetrieb erwarte man eben eine Vorbildfunktion.

Tierversuche

LMU und TU planen neue Forschungseinrichtungen mit tausenden Versuchstieren. „Wenn man das Geld, das in die Neubauten fließt, in die tierversuchsfreie Forschung stecken würde, wäre München ganz vorne dabei“, sagt Wolfgang Leitner, dessen Partei Mitglied beim Bündnis „München exzellent – ohne Tierversuche“ ist. Im Prinzip ist auch Bettina Messinger dieser Ansicht – mit vereinzelten Ausnahmen. „Mir wurde gesagt, dass manche Dinge – zum Beispiel im orthopädischen Bereich – ohne Tierversuche nicht gehen“, sagt hingegen Evelyne Menges. Ihr Vorschlag: die Einrichtung einer Ethik-Kommission.

Tierschutzkoordinator

„Eine meiner Lieblingsideen“, sagt Wolfgang Leitner, die sich auch im CSU-Programm findet: Beide Parteien fordern eine zentrale Stelle, die den Tierschutz in München koordiniert.

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