Von Wirtshaus bis Wirt: Großes Beben am Nockherberg

In der traditionsreichen Bierhochburg wird fast alles neu – vom Wirtshaus bis hin zum Wirt.
Annette Baronikians |
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1999: Ein großes Feuer vernichtet den Salvatorkeller.
Th. Gaulke 3 1999: Ein großes Feuer vernichtet den Salvatorkeller.
Jahrhundertwende: So gemütlich ging’s am Nockherberg zu.
AZ-Archiv 3 Jahrhundertwende: So gemütlich ging’s am Nockherberg zu.
Nächstes Jahr ist Schluss am Nockherberg: Arabella und Peter Pongratz, die auch das Winzerer Fähndl auf der Wiesn betreiben.
Christine Strub 3 Nächstes Jahr ist Schluss am Nockherberg: Arabella und Peter Pongratz, die auch das Winzerer Fähndl auf der Wiesn betreiben.

München - Die Großgaststätte „Paulaner am Nockherberg“ schließt kommendes Jahr nach dem Politiker-Derblecken und dem anschließenden Starkbierfest. Rund ein Dreivierteljahr wird hoch droben in der Au dann umgebaut, teilweise abgerissen und modernisiert. In neuem Glanz soll das Wirtshaus mit dem großen Biergarten dann spätestens zum Salvatoranstich 2018 wieder aufgesperrt werden.

Neustart in Langwied: So stockt's bei Paulaner

Die Wiedereröffnung findet ohne den bisherigen Nockherberg-Wirt statt: Der Pachtvertrag von Peter Pongratz (69) läuft zum 30. April 2017 aus und wird nicht verlängert. Der umtriebige Pongratz (auch Chef der Gaststätte Grünwalder Einkehr und des Paulaner-Wiesn-Festzelts Winzerer Fähndl) ist seit 1990 Nockherberg-Wirt. Nach dem groß angelegten Umbau wird seine Ära auf dem Bierberg beendet sein.

Gemunkelt wird schon lange in der Branche, dass Paulaner mit dem „Paulaner am Nockherberg“ nicht so ganz glücklich ist und umfassende Neuerungen plant. Nach Insider-Informationen sollen unter anderem Bierabsatz und Service „steigerungswürdig“ sein. Von einem „Parade-Wirtshaus“ und „Schmuckstück“ der Brauerei ist hier schon lange nicht mehr die Rede.

Nicht zuletzt stößt das gesamte Wirtshaus- und Veranstaltungs-Ensemble auf dem Nockherberg nach wie vor nicht auf ungeteiltes Gefallen: Nach dem immer noch nicht vollständig aufgeklärten Großbrand, der 1999 den historischen Salvatorkeller fast vollständig zerstört hat, baute ihn die Brauerei bis 2003 für rund 25 Millionen Euro als „Paulaner am Nockherberg“ wieder neu auf – in weiten Teilen (und das schon von außen) wenig einladend und ungemütlich. Der Festsaal, in dem das Derblecken stattfindet, gleicht einer Mehrzweckhalle. Das kann und wird man nun wohl im Rahmen der umfangreichen Umbaupläne ändern.

Fest steht schon jetzt, dass es eine Gasthausbrauerei geben wird. Andreas Steinfatt, Mitglied der Paulaner-Geschäftsführung, sagte gestern: „Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, um ein schönes neues Wirtshaus mit Hausbrauerei zu schaffen.“ Die nächsten Monate „werden wir intensiv planen und dann die neuen Ideen vorstellen“. Wie die AZ erfahren hat, soll unterhalb von Wirtshaus und Biergarten, also im Nockherberg, eine „Paulaner Erlebniswelt“ für Jung und Alt entstehen. Mit modernen Präsentationsformen sollen die Besucher hier interaktiv alles rund ums (Paulaner-)Bier erfahren. Unter anderem ist ein Paulaner-Museum geplant, eine Oktoberfest-Sektion und eine, die sich berühmten Paulaner-Persönlichkeiten widmet.

 

Eine „Erlebniswelt“ von Paulaner im Nockherberg

 

Dem Vernehmen nach will man den Nockherberg mit der „Paulaner Erlebniswelt“ über den Wirtshaus-Umbau hinaus aufwerten. Erst kürzlich zog Paulaner von ihrer berühmten Braustätte in der Au raus nach Langwied. Die verlassenen Gebäude in der Innenstadt fallen nun schön langsam und werden dann stückweise einem neuen Stadtviertel weichen. Die Bayerische Hausbau (Schörghuber-Gruppe, zu der auch Paulaner gehört) plant rund 1400 Wohnungen. 

Keine Frage: Mit attraktiven Neuerungen wie einer Hausbrauerei und einer bunten Erlebniswelt lässt sich der angestammte Paulaner-Standort stärken. Bestätigen will es offiziell freilich niemand, doch auch zwischen den Nockherberg-Akteuren soll nicht alles eitel Sonnenschein sein.

Fakt ist: Unternehmerin Alexandra Schörghuber führt nach dem Tod ihres Mannes Stefan Schörghuber im November 2008 das Familien-Bau-, Brau- und Hotel-Imperium. Stefan war der Bruder von Arabella Pongratz, geborene Schörghuber, Ehefrau von Peter Pongratz.

Wegen dieser Konstellation wollte eigentlich niemand in Münchens Gastro-Branche an einen Pächterwechsel auf dem Nockherberg glauben. Doch seit Dienstag steht dieser fest. Kurz nach seinem 70. Geburtstag wird Peter Pongratz Nockherberg-Wirt gewesen sein.

Weder von ihm, noch von Paulaner-Chef Steinfatt wurde ein Termin bestätigt, der just am Muttertag stattfinden soll.

Wie die AZ erfuhr, sollen Peter Pongratz und Andreas Steinfatt für Sonntag, 8. Mai, eine Betriebsversammlung auf dem Nockherberg einberufen haben – um die Belegschaft über Ziele und Pläne auf Münchens Bierberg zu informieren.

Nicht nur der Muttertag dürfte der Belegschaft des „Paulaner am Nockherberg“ damit gründlich verhagelt sein.

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