Von wegen Ausverkauf: Sport Kaindl macht doch weiter!

Bogenhausen - Ausverkauf! So war es wochenlang bis Ende Februar 2019 zu lesen, auf den Fensterscheiben von Sport Kaindl an der Ismaninger Straße. Und die vielen Stammkunden waren sich sicher: Das Ehepaar Brigitte und Fredy Kaindl hört nach beinahe 40 Jahren auf. Sie hatten beschlossen, nach Jahrzehnten harter Arbeit kürzer zu treten – und ein Nachfolger war nicht in Sicht. Dabei lag die Lösung so nah. Vielleicht zu nah.
Denn die langjährige Mitarbeiterin der Kaindls, Claudia Lehmann (35) übernimmt nun. Zwölf Jahre war sie zuvor dabei und kennt den Sportfachhandel natürlich sehr gut. "Jetzt ist mein früherer Chef mein Angestellter", sagt sie. Aber zuerst sah das alles überhaupt nicht danach aus. Denn Lehmann stand zwar als Nachfolgerin zur Debatte, konnte sich das aber gar nicht vorstellen, unter anderem wegen der Tatsache, dass ihr Chef eben zu ihrem Mitarbeiter hätte werden können. "Irgendwie traute ich mir das alles nicht zu."
Sport Kaindel hat eine neue Inhaberin
Also suchte sich Lehmann etwa ein Jahr vor dem geplanten letzten Verkaufstag Ende Februar 2019 eine neue Stelle. "Ich ließ mich im April 2018 bei dem Münchner Bürovermieter Friendsfactory anstellen und hatte einen klassischen Bürojob", sagt Lehmann, "da merkte ich nach einiger Zeit, wie sehr mir mein alter Beruf fehlte. Der Kontakt zu den Kunden, die Abwechslung mit den verschiedenen Sportartikeln, zwischendurch auch handwerklich anpacken ..."
Also kontaktierte Lehmann irgendwann wieder die Kaindls. Am Ende entwickelte sich alles ganz kurzfristig und schnell. Bald nach dem offiziellen letzten Tag des beliebten Sportfachhandels eröffnete Lehmann das Geschäft am 15. März wieder, nachdem sie ihren Lebenspartner überzeugen konnte, im Hintergrund mitzuarbeiten – und auch einen sechsstelligen Kredit aufgenommen hatte.
Ehemaliger Chef ist nun Angestellter
Sie wirkt sehr glücklich, wieder in ihrer alten Wirkungsstätte zu sein. "Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens", sagt die gebürtige Sächsin, die in Überlingen am Bodensee aufgewachsen ist. Und ihr früherer Chef, Fredy Kaindl (70), ist ebenfalls froh, dass sein Geschäft weiterlebt und er selbst etwa drei Tage die Woche mitanpackt. "Ich kann doch nicht den ganzen Tag Zeitung lesen", sagte Kaindl zu Lehmann. Das ist für Lehmann die perfekte Lösung: "Fredy Kaindl kennt sich im Tauchsport unglaublich gut aus. Da muss ich noch dazulernen."
Lesen Sie hier: Spielzeug-Paradies in der Müllerstraße - Endlich wieder Kind sein
Lesen Sie hier: Kinos Münchner Freiheit in Schwabing - Schon ab September ist Schluss