Von der Chirurgin zur Seelsorgerin

Die pensionierte Chirurgin Dr. Irmgard Schmid hat eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Klinikseelsorgerin absolviert. Im Gespräch mit Pfarrerin Ilka Wieberneit erklärt sie, warum.
Ilka Wieberneit |
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Die pensionierte Ärztin Dr. Irmgard Schmid.
privat Die pensionierte Ärztin Dr. Irmgard Schmid.

Neuhausen - Es ist ein ungewöhnlicher Schritt. Die Fachärztin für Chirurgie Dr. Irmgard Schmid hat sich in der Seelsorge ausbilden lassen. Dadurch hat sie weiter Kontakt zu kranken Menschen - jedoch auf völlig andere Art als vorher. Pfarrerin Ilka Wieberneit hat sie nach ihren Beweggründen gefragt.

Wie kamen Sie auf die Idee, sich für die Ausbildung zur ehrenamtlichen Klinikseelsorgerin zu bewerben?

Als Pfarrgemeinderätin habe ich mir vorgenommen, für die sozial schwachen, kranken und alten Gemeindemitglieder da zu sein. Um aber überhaupt dieser Aufgabe gerecht werden zu können, muss mir von professioneller Seite erst einmal das nötige Rüstzeug an die Hand gegeben werden.

Wie waren Ihre Erfahrungen bei den ersten Krankenbesuchen?

Ich bin sehr unterschiedlichen Kranken begegnet, mit völlig verschiedenen Biografien, Ist-Zuständen und Prognosen. Allen gemeinsam war, dass sie sich Freude haben, Besuch zu bekommen, offen sprechen und sagen zu können, was sie wollten und wieviel sie wollten. Auch das bloße Da-Sein, die Nähe haben ihnen gutgetan.

Ihr Ausbildungskurs ist beendet, was haben Sie für sich selbst dadurch gewonnen?

Die Arbeit mit Kranken war mir ja durch meinen Beruf sehr vertraut. Ich habe aber früh gespürt, dass die Seelsorge ihre Akzente und Schwerpunkte anders positioniert als die Medizin, insbesondere die Chirurgie.

Während bei Medizinern in erster Linie das aktive Handeln gefordert ist, muss ich als Seelsorgerin insbesondere zuhören, hinein hören und mich hinein fühlen können. Ich muss es aushalten, auch mal keine Lösung parat zu haben, nur da zu sein, still zu sein und Nähe zuzulassen.

Was haben Sie dazugelernt?

Ich habe noch mehr gelernt, die Persönlichkeit der Kranken in den Focus zu stellen. Ich gehe ganz bewusst in die Krankenzimmer, ohne mich vorher über die jeweiligen Diagnosen zu informieren, um mich völlig unvoreingenommen den Kranken widmen zu können.

Ich vermute, Ihr Interesse an der Seelsorge hat etwas mit Ihrer Spiritualität zu tun und ist mit Ihrem Glauben verbunden. Können Sie mir dazu etwas sagen?

Da ich eine aktive Katholikin bin, muss ich meinen Glauben auch leben. Es reicht mir zum Beispiel nicht, regelmäßig den Gottesdienst zu besuchen, sondern ich muss mich nach meinen sowohl geistigen als auch körperlichen Fähigkeiten um meinen Nächsten kümmern. Ich will im Kleinen das Licht hinaustragen in die Welt.

Wem könnten Sie diesen Weg und die Arbeit als Seelsorgerin empfehlen - oder wem nicht?

Ich empfehle die Arbeit als Seelsorgerin allen, die Freude am Umgang mit Menschen haben. Sie sollten offen sein für den Kranken. Sie müssen zuhören, aber auch eine große Stille aushalten können.

Sie müssen empathisch und eine gefestigte Persönlichkeit sein. Denn die Kranken befinden sich in einer Ausnahmesituation und reagieren gar nicht so selten anders als Gesunde. Aus diesem Grunde ist es auch wichtig, dass die Seelsorgerin nicht alles gleich persönlich nimmt, sondern eine gewisse Gelassenheit mitbringt.

Ebenso unerlässlich ist ein tiefer Glaube, der sie trägt, besonders in schwierigen Situationen. Wer diese Kriterien erfüllt, ist genau richtig in der Seelsorgearbeit. Und eines ist sicher: Es ist nicht nur ein großes Geben, sondern auch ein Zurückbekommen in Fülle.

Einen neuen Ausbildungskurs für ehrenamtliche Mitarbeit in der Klinikseelsorge bieten die Klinikseelsorgerinnen Irmgard Wolf Erdt und Pfarrerin Ilka Wieberneit an.

Die Pfarrerinnen sind in den verschiedenen Kliniken in Neuhausen-Nymphenburg tätig. Die Ausbildung beginnt im September 2013 und endet im März 2014.

Ab sofort können Interessenten sich für die Ausbildung bewerben. Auch ein Schnupperpraktikum zur Orientierung ist möglich. Nähere Informationen unter 0881/9277546 oder 089/15790416.

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