Vom Esel mit dem goldenen Sattel
Altstadt - Mit Manieren verhält es sich wie mit dem Autofahren: Zwar behauptet jeder, dass er es kann, dennoch kommt es immer wieder zu Unfällen. Auf der Straße gelten Verkehrsregeln und als Gradmesser für gutes Benehmen gilt seit Jahren der Knigge.
Sein Buch „Über den Umgang von Menschen“ kennt jeder, nur leider nicht jeder den genauen Inhalt. Spätestens bei einem Restaurantbesuch kommen schlechte Manieren ziemlich schnell ans Licht.
Das Dilemma beginnt meist schon vor dem eigentlichen Restaurantbesuch, denn klassischerweise wird bei der Verabredung gerne vergessen, wo man sich eigentlich trifft: vor dem Lokal? Oder doch drin?
„Je weiter man dem Gast entgegengeht, umso mehr Respekt zollt man seinem Gegenüber. Deshalb wartet man bei Verabredungen am besten immer vor dem Lokal“, erklärt Sophie von Seydlitz, die seit Jahren Mitglied der Deutschen Knigge Gesellschaft e.V. ist. Damit wäre der erste Schritt gemacht und es geht nun darum, wie das Lokal richtig zu betreten ist. „Der Mann öffnet der Frau die Tür, geht aber dann voraus, um den Kellner nach dem Tisch zu fragen. Die Grundregel lautet hier: Der Einladende geht links vom Gast“, so die Knigge-Expertin.
Besonders die Frage, wer denn nun die Rechnung übernimmt, sorgt immer wieder für angespannte Momente, da Bezahlen und Emanzipation nicht unbedingt die besten Freunde sind. Wer links geht, zahlt, und meist ist es der Mann, der in der Knigge-Welt auf der linken Seite geht. Für Personen mit Rechts-Links-Schwäche empfiehlt sich die Ankündigung, die Rechnung zu übernehmen. . Manieren haben halt immer auch etwas mit Kommunikation zu tun.
Am Tisch warten dann unzählige Fallen, aber wer im Umgang mit Besteck und Serviette einigermaßen firm ist, sollte eine Sache besonders beherzigen: „Ein Telefon hat nie etwas auf dem Tisch zu suchen. Es gehört ausgeschaltet!“, sagt von Seydlitz. Schlechte Nachrichten für alle, die zwanghaft ihr Essen fotografieren und in Netzwerken teilen müssen.
Passende Manieren richten sich immer nach den Umständen. Faustregel: Wo eine Stoffserviette am Tisch liegt, ist gutes Benehmen gefragt. Im Biergarten darf es also lockerer zugehen.
Über eine Tatsache täuscht selbst das beste Benehmen hinweg: „Auch wenn ein Esel einen goldenen Sattel trägt, bleibt er dennoch ein Esel.“
Weitere Infos: www.sophie-von-seydlitz.de
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