Viktualienmarkt: Viel Rauch um den Neuen

Dass ein Neuling auf dem Viktualienmarkt grillen darf, verärgert einige übrige Standlbetreiber. Auch dass es keine Ausschreibung für das Cincinnati/Ohio-Häusl gab, kommt nicht gut an.
von  Michael Graeter
Erstmals wird auf dem Viktualienmarkt im Freien gegrillt – am Kustermann-Standl.
Erstmals wird auf dem Viktualienmarkt im Freien gegrillt – am Kustermann-Standl. © ho

München - Um den neuesten Stand des Münchner Viktualienmarkts gibt es viel Rauch. Nicht nur verbal. Als Werbe-Oase für Partner-Städte Münchens gedacht, entpuppt sich die Präsenz von „Cincinnati/Ohio“ im Prinzip nur als geschäftliche Erweiterung des Nachbarn Kustermann, dem Haushaltswaren-Palais. In dem von der Markthalle – zuständig für den Viktualienmarkt – vorzüglich ausgebauten Häusl mit perfekter Küche arbeiten Kustermann-Angestellte. Cincinnati ist nur schwer zu erahnen. In den Standl-Fenstern steht groß und breit „Kustermann“, deren Koch sagt, dass alles „mit der Halle abgeklärt“ sei. Eine Reihe Premieren mit Markt-Neuheiten wird dort geboten:

Das erste Mal auf dem Viktualienmarkt wird im Freien gegrillt, im Vorgarten steht ein riesiger Grill-Ofen, der auch gegenüber in Münchens größtem Kaufhaus für das traute Heim angeboten wird.

Eine Ausschreibung für diese neue Gastronomie gab es nicht. Es wird fremder Gerstensaft verkauft, „Budweiser“ (was Manfred Newrzella vom Bayerischen Brauerbund empört) und „Giesinger Bräu“, das mit Sicherheit kein Cincinnati-Produkt sein kann. Musik-CDs werden verkauft. Erfolgreich, bis zu 20Stück pro Tag.

Die angestammten Standl- betreiber sind verärgert, bleiben mit Äußerungen aber zurückhaltend, um ihre Existenz nicht zu gefährden. Alexander Katzer, Betreiber des „Fränkischen Würstlstandes“, der selbst gerne grillen würde, erklärt als Nachbar des „Cincinnati“ vorsichtig: „Bis auf den Rauch ist es ganz nett. Nicht prickelnd finde ich, dass dort Kustermann eine Dependance hat.“ Auch Christian Müller, Chef des Cafe-Häuserl, der nach zweijährigem Warten endlich Ende Juli den Schlüssel für seinen neuen Cafe-Standort erhält, meint: „Kurzfristig finde ich das nicht schlimm. Dauerhaft wäre es völlig unpassend und geradezu fremd für den Markt.“ Zur Wiesn will Müller sein neues Platzerl starten.

Wolfgang Püschel, Vorsitzender des Bezirksausschusses, ist verwundert über die „amerikanische Art“, mit der in diesem Fall vorgegangen wurde und hat eine Reihe von Fragen: Wer erhält den Umsatz? Und wer hält die Konzession des Lokals mit Garten? Es hieß, dass die Vertreter von Cincinnati ihren Auftritt nicht allein finanzieren könnten und einen „Sponsor“ suchten.

Liebe und Verständnis zeigt Kustermann mit einnehmendem Wesen: Von ihrem Mieter Betty Barclay verlangen sie 80000 Euro Miete pro Monat.

 

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