Viktualienmarkt: Standlbetreiber gewinnt Prozess gegen Tierschützer

Standlbetreiber am Viktualienmarkt haben Tierschützer verklagt. Die nutzen den Prozess zu neuem Protest.
von  John Schneider
Auf dem Viktualienmarkt gibt es einige Schmankerl - auch solche, die Tierschützer ethisch nicht vertretbar finden.
Auf dem Viktualienmarkt gibt es einige Schmankerl - auch solche, die Tierschützer ethisch nicht vertretbar finden. © imago

Altstadt - Gibt es auch nicht allzuoft. Ein Zivilprozess, bei dem sich am Ende beide Seiten wie Gewinner fühlen können. Am Donnerstag war genau das im Justizpalast der Fall.

Geklagt hatte ein Standlbetreiber vom Viktualienmarkt. Aktivisten der Soko Tierschutz hatten im Februar und März 2017 in unmittelbarer Nachbarschaft des Geflügel-Standls einen Info-Stand aufgebaut und unter anderem gegen den Verkauf von Stopfleber, aber auch gegen irreführende Bezeichnungen von Boden- und Freilandhaltung beim Geflügel- und Eierverkauf protestiert.

Der Standlbetreiber sieht sich zu Unrecht im Visier der Tierschützer, klagt auf Unterlassung der Behauptungen. "Wir verkaufen seit 2016 keine Stopfleber mehr", erklärt er vor Gericht.

"Man versucht, uns mundtot zu machen"

Soko-Aktivist Friedrich Mülln (37) erklärte vor Prozessbeginn: "Man versucht, uns mundtot zu machen und hat einfach Anklagepunkte erfunden. Offensichtlich trifft unsere Kritik ins Mark und wenn man uns verklagt, Freude wir uns natürlich auf den Prozess." Denn so ein Prozess sorgt zumindest dafür, dass das Thema in die Öffentlichkeit kommt.

Richterin Cornelia Berger-Ullrich erkennt schnell, dass die beiden Parteien eigentlich gar nicht so weit auseinanderliegen. Sie drängt auf einen Vergleich, der beide Seiten zufriedenstellt. Und hat Erfolg.

Die Parteien einigen sich darauf, dass die Soko Tierschutz nicht mehr behaupten darf, dass der Standl Enten- oder Gänsestopfleber verkauft. Bei Zuwiderhandlung droht eine Strafe von 1.000 Euro.

Auch die Tierschützer sind hochzufrieden

Aber der Vergleich gilt nur, so lange das tatsächlich auch der Fall ist, und keine Stopfleber verkauft wird. "Das verspreche ich", erklärt der Standlbesitzer vor Gericht. Und damit sind wiederum die Tierschützer hochzufrieden. Sie haben ihr Ziel erreicht.

Dass es überhaupt zu den Protesten kam, lag auch an der Homepage des Geflügel-Standls. Dort hatten die Tierschützer Anfang 2017 noch lesen können, dass man die Lebern von gestopften Enten aus Frankreich anbiete.

Sein Fehler, gibt der Standlbetreiber zu: "Ich habe diesen Satz in einem Untermenü der Homepage schlicht übersehen." Im Sommer habe er den Satz dann gelöscht.

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