Vielleicht der schönste Laden in München: Nicht zu übersehen

Die erste Brille kauft der Vater einer Freundin: Seit September 1966 gibt es den Augenoptiker in der Ainmillerstraße.
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Dieses Jugendstilhaus in der Ainmillerstraße – der Optiker ist hier seit jeher links beheimatet – kennt in München wirklich jeder.
Digital cat/Wiki 3 Dieses Jugendstilhaus in der Ainmillerstraße – der Optiker ist hier seit jeher links beheimatet – kennt in München wirklich jeder.
Der Optiker Riess an selber Stelle vor Jahrzehnten: Alte Käfer parken davor und ein Zigarettenautomat hängt rechts daneben.
privat 3 Der Optiker Riess an selber Stelle vor Jahrzehnten: Alte Käfer parken davor und ein Zigarettenautomat hängt rechts daneben.
So schaut’s heute aus – die Kronleuchter gibt’s immer noch.
privat 3 So schaut’s heute aus – die Kronleuchter gibt’s immer noch.

Es gibt deutlich ältere Optiker-Geschäfte in München, es gibt auch größere – aber wahrscheinlich keins in einem prachtvolleren Haus als dem in der Ainmillerstraße in Schwabing. „Selbst wenn einer unseren Laden nicht kennt – wenn man sagt: das Jugendstilhaus, weiß jeder Bescheid“, sagt Inhaber Hans Riess. "Die Fassade war für uns immer eine kostenlose Werbung."

1966, vor genau 50 Jahren, haben hier die beiden Münchner Riess und Helmut Einwang ihr Augenoptiker-Geschäft eröffnet. Riess hat erst fünf Jahre zuvor die Meisterprüfung abgelegt nach seiner Ausbildung bei der Firma Josef Rodenstock, dem Münchner Hersteller für Brillengläser und -fassungen. Dort lernen sich Riess und Einwang auch kennen – und beschließen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

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"Unser Startkapital waren 30 000 Mark aus einem speziellen Programm für Jungunternehmer, mit einem Zinssatz von acht Prozent bei einer Laufzeit von acht Jahren", erzählt Riess. "Die Bürgschaft übernahm mein Vater, der voller Vertrauen war."

Am Abend vor der Eröffnung sind die kompletten Familien anwesend, es muss ja alles noch einmal geordnet, geputzt und hergerichtet werden. „Wir hatten auch schon eine Kasse, aber da war nichts drinnen, also kein Wechselgeld“, erzählt Riess, heute 79 Jahre alt. „Unsere Eltern öffneten ihre Geldbörsen und jeder gab, was er mithatte, in unsere Kasse.“

Ihre Taktik, Kunden zu gewinnen? "Nicht sehr edel, aber erfolgreich"

Am 24. September 1966 steht der erste Umsatz in den Unterlagen: Herr Huetmann kommt vorbei, der Vater einer Freundin aus der Kinderzeit von Hans Riess, und kauft eine Brille für 58 Mark – „ein Tag wie Weihnachten und Ostern zusammen!“

Ihre Kunden holen sie buchstäblich von der Straße: Riess und Einwanger spazieren durch die Nachbarschaft und sprechen Menschen an, die sie von ihren vorigen Arbeitsplätzen kennen. „Das war nicht sehr edel, aber erfolgreich.“ Das Optiker-Geschäft läuft gut, „es gab in den Sechzigern in ganz Schwabing nur drei Optiker, unser Einzugsgebiet ging bis nach Garching raus.“

Das Duo eröffnet noch einen Laden in Neuhausen. „Nach sieben Jahren hervorragender Zusammenarbeit trennten sich dann unsere geschäftlichen Wege“, erzählt Riess. „Da Helmut Einwang ein Neuhauser war, übernahm er dieses Geschäft, ich bin in Schwabing geblieben.“

Seinem Schwabing, wo er aufwuchs, seine Frau kennenlernte und die Kinder Marcus und Simone aufzog, die heute beide Augenoptiker-Meister sind. Die Tochter wird den Laden einmal übernehmen. Hinter derselben Fassade. 

 

 

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