Verzögerung droht: Sackgasse an der Großmarkthalle München?

Sendling - Ralf Büschl, der Investor aus Grünwald, der an der Paketposthalle zwei Hochhäuser plant, will auch den Bau der neuen Großmarkthalle übernehmen. Bis 2030 sollten auf dem Areal in Sendling eine neue Halle und neue Wohnungen entstehen. Diese Nachricht verbreitete sich schon vor Monaten. Nun ist klar: So einfach wird das nicht. Denn die Stadt muss das Projekt offiziell ausschreiben.
Anwälte kosten Stadt knapp 160.000 Euro
Dann können sich auch andere Investoren bewerben. Das ganze Verfahren könnte sich bis zu eineinhalb Jahre hinziehen. Alleine die Rechtsanwälte, die die Stadt dafür beauftragt kosten 160.000 Euro. So geht es aus einer nicht-öffentlichen Sitzungsvorlage hervor, über die der Stadtrat nächsten Mittwoch entscheidet.
Der Großmarkt gehört zu den größten kommunalen Märkten Europas: Fast 200 Handelsfirmen sind hier beschäftigt, 250.000 Tonnen an Waren werden umgeschlagen. Die Fläche, auf der all das stattfindet, liegt mitten in Sendling und gehört der Stadt.
Sie ist fast 280.000 Quadratmeter groß, der Louvre würde fast fünf Mal darauf passen. Allerdings sind die Hallen marode. Bereits 2013 beschloss die Stadt daher einen Neubau. Drei Jahre später stand nach einem Architekturwettbewerb ein Sieger fest: hell, offen, mit einer markanten Glasfassade - jedoch teuer. Von 180 Millionen Euro war die Rede.
Verpachtung an Investor sollte Prozess beschleunigen
Eine Mehrheit des Stadtrats hielt es damals für klug, das Großmarktareal einem Investor in einer Erbpacht zu übertragen. Es würde schneller gehen und weniger kosten, hieß es. Unter anderem weil der Investor, die Firma Umschlagzentrum Großmarkt München (UGM), selbst drei Hallen auf dem Areal mietet, war damals keine Ausschreibung notwendig. Die Stadt hätte den Großmarkt direkt an UGM vergeben können.
UGM ließ Architekten zwar neue Entwürfe zeichnen: ein gestapelter Bau, der außerdem 55.000 Quadratmeter an Büros vorsah. Allerdings zeigte sich, dass UGM überfordert war. Denn die Verhandlungen mit der Stadt über den Erbpachtvertrag kamen nicht voran - über zwei Jahre herrschte praktisch Stillstand.
Ausschreibung ist nötig - aber zeitaufwendig
Ende 2021 hat UGM schließlich seine Anteile zu 100 Prozent an Büschl verkauft. Die rechtliche Lage ist nun eine andere. Die Stadt kann das Grundstück nicht mehr direkt vergeben. Der einzig rechtssichere Weg sei eine Ausschreibung, so geht es aus der Sitzungsunterlage hervor. Doch das kostet Zeit. Alleine die Vorbereitung des Wettbewerbs könne bis zu neun Monate dauern. Für die Verhandlungen veranschlagt das Kommunalreferat noch einmal sieben Monate.
Sollte die Stadt also doch selbst bauen? Könnte sie sich dann das aufwendige Verfahren, die hohen Anwaltskosten sparen? Schließlich steckt sie Jahr für Jahr Millionen in die Sanierung, damit die Händler in den maroden Hallen überhaupt arbeiten können. Doch offensichtlich geht auch das nicht so einfach. Die UGM (die von Büschl gekauft wurde) mietet von der Stadt drei Hallen auf dem Areal.
Der längste Mietvertrag zieht sich noch bis 2037. Er soll früher aufgehoben werden, so hat es das Kommunalreferat verhandelt - allerdings ist die Bedingung dafür, dass eine Ausschreibung erfolgt. Die Stadt hätte also wohl gar keinen Zugriff auf die Fläche, um dort selbst etwas zu bauen. Sie muss ausschreiben. So liest sich zumindest die geheime Beschlussvorlage.
Ergebnis der Ausschreibung wird über Millionen entscheiden
Verhandelt hat das Kommunalreferat zudem, dass die Stadt bei einer früheren Aufhebung des Mietvertrags eine Entschädigung an die UGM zahlen muss. Je nachdem, wann dies geschieht, sind bis zu 8,9 Millionen Euro fällig.
Dieses Geld will sich die Stadt von dem Investor, der den Zuschlag auf das Areal erhält, zurückholen. Darf Büschl bauen (dem die UGM gehört, die wiederum die Entschädigung erhält) gibt er das Geld an die Stadt zurück - er hat keinen Verlust. Gewinnt am Ende doch ein anderer Investor die Ausschreibung, kann Büschl zumindest noch 8,9 Millionen Euro behalten.