Versuchter Vater-Mord: "Dann habe ich abgeschaltet"

Wegen versuchten Mordes am eigenen Vater steht ein 20-Jähriger vor Gericht.
von  ans
Der 20-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.
Der 20-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. © dpa

Isarvorstadt - Nein, töten wollen habe er seinen Vater auf keinen Fall. Das betont Oliver S. (20) am ersten Verhandlungstag immer wieder. "Mein Vater und ich haben kein Problem außer dieser Frau", sagt S. dem Richter. Mit dieser Frau meint S. die Geliebte seines Vaters. Wegen der kam es immer wieder zu Streit in der Familie, die erst vor drei Jahren von Mazedonien nach München gezogen war. "Mein Vater hat sich in Deutschland sehr verändert", sagt, S. leise, den Blick auf seine Hände gerichtet.

Bei den Streits um die andere Frau sei der Vater oft handgreiflich geworden, sagt S. Die Gewalt habe sich gegen ihn gerichtet, aber auch sein jüngerer Bruder und vor allem die Mutter bekamen den Zorn des Familienoberhauptes oft zu spüren. "Drei Jahre lang hat er die Familie malträtiert", sagt S.

Am Abend des 28. November vergangenen Jahres eskaliert der Streit dann schließlich in der Wohnung der Familie in der Zenettistraße. Wieder geht es um die Geliebte. Der Vater beschimpft S. und wird auch gegenüber der Mutter ausfällig.

Als der Vater seinen kleinen Bruder schlägt, holt S. ein Messer

S. geht auf den Balkon, um sich zu beruhigen, doch der Vater tobt weiter. S. beobachtet, wie er seinen Bruder schlägt und die Mutter in den Bauch tritt. Da habe er "abgeschaltet"“.

Er geht in die Küche und greift sich ein Messer mit einer rund 19 Zentimeter langen Klinge. Damit sticht er dem Vater ohne jede Vorwarnung in die Brust.

Der Angegriffene bricht schwer verletzt zusammen, doch die Ärzte im Krankenhaus können sein Leben später retten. So lautet die Anklage vor der Jugendkammer nun nur auf versuchten Mord. Bei dem Prozess ist auch die Mutter des Angeklagten anwesend. Sie bricht während den Schilderungen ihres Sohnes immer wieder in Tränen aus.

Der Sohn versucht unterdessen, dem Richter erneut klarzumachen, wie überrascht auch er selbst von der Tat war: "Erst als ich das Blut sah, wurde mir bewusst, was ich getan habe“, sagt S. Der Prozess dauert an.

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