Versuchter Giftmord in München-Neuperlach - Polizei nimmt Verdächtigen fest

Eine 73-Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Weil sich ihr Mann (81) scheiden lassen wollte, soll sie ihn ermorden haben wollen.
Christina Schärfl/ Ralph Hub/ Daniel von Loeper |
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Verdächtige: Birgit K. (73).
privat Verdächtige: Birgit K. (73).

Neuperlach - Bereits am 7. Mai versuchte eine 73-Jährige, ihren 81-jährigen Ehemann zu ermorden. Am Abend musste der Rentner in ein Krankenhaus in München eingeliefert werden. Laut Polizei habe der Mann erbrechen müssen und ihm sei schwindlig gewesen.

Daraufhin informierte er eine Bekannte, die wiederum den Rettungswagen rief. Während des Krankenhausaufenthalts sei weder dem Patienten noch dem Personal der Verdacht gekommen, dass das Opfer vergiftet worden sein könnte.

Tatverdächtige war in Kontakt mit der chemischen Substanz

Am 1. Juni nimmt die besagte Bekannte schließlich Kontakt mit der Polizei auf. Sie berichtet vom Kollaps ihres Freundes, der Behandlung in der Klinik. Und sie äußert auch den Verdacht, dass er von seiner Ehefrau vergiftet worden sein könnte. Die Polizei geht den Vorwürfen nach, befragt die Verdächtige. Mangels Beweisen bleibt sie aber auf freiem Fuß.

Verdächtige: Birgit K. (73).
Verdächtige: Birgit K. (73). © privat

                          

Bei einer Hausdurchsuchung wurde unter anderem der Computer der Frau beschlagnahmt. Nach Auswertung der EDV-Daten habe sich der Tatverdacht gegen sie dann verdichtet, wie Robert Bastian, Leiter der Mordkommission 5, sagte.

Bei dem Gift handelt es sich möglicherweise um Glykol

Offenbar hat die 73-Jährige im Internet recherchiert, mit welchen Methoden man Menschen unauffällig töten kann. Nach AZ-Informationen verwendete die mutmaßliche Giftmischerin Glykol, eine Chemikalie, die als Frostschutzmittel verwendet wird. Eine farb- und geruchslose, süßliche Flüssigkeit, die in Wein oder Limonaden gemischt schwer zu schmecken ist.

Für Kinder sind bereits kleine Dosen tödlich, bei Erwachsenen genügen einige Schnapsgläser voll. Glykol greift das zentrale Nervensystem an, schädigt Herz und Nieren.

Die beiden hatten sich im Internet kennengelernt

Am 12. Juni wurde schließlich Haftbefehl erlassen und die Tatverdächtige sei daraufhin festgenommen worden. Zunächst bestritt die Rentnerin die Vorwürfe, seit ihrer Verhaftung hüllt sie sich jedoch in Schweigen. Aufgrund der Beweislage geht die Staatsanwaltschaft nun davon aus, dass die Verdächtige ihren Ehemann ermorden wollte.

Zum Tatmotiv äußerte sich Oberstaatsanwalt Laurent Lafleur. Er erklärte, dass das Ehepaar erst seit fünf Jahren verheiratet sei, seit zwei Jahren aber bereits schwerwiegende Eheprobleme gehabt habe. Die beiden hatten sich damals im Internet kennengelernt.

Mord statt Scheidung: Eine Frage des Geldes

Zwar sei bisher noch kein Scheidungsantrag gestellt worden und sie lebten weiter in einem Mehrfamilienhaus am Gustav-Heinemann-Ring zusammen. Die großzügig geschnittene Eigentumswohnung gehört ihm. "Jeder hat seinen Wohnbereich. Die Scheidung läuft bereits", erzählen Nachbarn, "jeder ging seiner Wege, aber sie wollte nicht ausziehen." Beide haben aber bereits anwaltliche Vertreter engagiert, es habe konkrete Streitereien um das Vermögen gegeben.

Giftopfer: Horst K. (81).  Quelle: privat

Als ehemaliger Ingenieur sei der Ehemann finanziell besser gestellt gewesen als die eigenen Angaben nach gelernte Diplom-Finanzfachwirtin. Sie wollte die Ehe offenbar als reiche Witwe beenden und nicht als Ex-Frau mit einigen Zehntausend Euro als Abfindung.

Versuchter Mord aus Habgier

Mit diesem Motiv seien zwei Mordmerkmale erfüllt: Heimtücke und Habgier. Zum einen sei das Opfer arg- und wehrlos gewesen und die Verdächtige habe den Mordanschlag bewusst begangen. Zum anderen habe die Täterin um jeden Preis nach Geld gestrebt – und sogar den Tod eines Menschen in Kauf genommen.

"Es handelt sich um einen kaltblütigen, geplanten Giftanschlag, der mir so bisher noch nicht begegnet ist", sagte Lafleur. Aufgrund der Schwere der Tat habe dies als Haftgrund ausgereicht.

Gift wurde durch Essen oder Getränk verabreicht

Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass die Tatverdächtige dem Opfer die chemische Substanz am Abend durch das Essen oder ein Getränk verabreichte.

Es sei nicht vollkommen klar, ob es der erste Mordversuch dieser Art war, oder ob die 73-Jährige ihrem Ehemann die chemische Substanz bereits über einen längeren Zeitraum verabreicht hatte. Es seien aber keine vorherigen Krankenhausaufenthalte ohne ersichtlichen Grund bekannt.

Das Opfer ist mittlerweile wieder wohlauf und befindet sich derzeit auf einer mehrwöchigen Reise im europäischen Ausland. Die Polizei ermittelt weiter.

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