Verstörende Bilder: Ratten verwesen nach Schädlingsbekämpfung am Orleansplatz

Haidhausen - Immer wieder sieht man in München an Plätzen oder Bäumen die roten Hinweisschilder: "Vorsicht Rattenbekämpfung. Kinder und Haustiere fernhalten!" So derzeit auch am Orleansplatz in Haidhausen.
Seit dem 15. März lässt die Stadt dort eine Schädlingsbekämpfung mit Giftködern durchführen. Die Tiere lösen bei vielen nicht nur Ekel aus, sie übertragen auch Infektionskrankheiten. Im Infektionsschutzrecht gelten sie als "Gesundheitsschädlinge" und müssen deshalb bekämpft werden.

Verweste und angenagte Ratten am Orleansplatz
Doch die Bilder, die derzeit aus Haidhausen auftauchen, sind verstörend: Sowohl im als auch neben dem Brunnen am Orleansplatz liegen Ratten, die teils bereits verwest oder von anderen Tieren angefressen sind. Tieraktivistin Monika W. berichtet der AZ außerdem von "bestialischem Gestank", der dort in der Luft liegt. Und das seit Tagen.
Der AZ sagt sie: "Im Brunnen liegen die toten Ratten, darin befindet sich Rest- und Regenwasser, es wird nicht gereinigt. Das ist hygienisch eine Katastrophe!" Sie macht sich auch Sorgen um andere Tiere, die das abgestandene und womöglich kontaminierte Wasser trinken, und Kinder, die sich dort aufhalten. "Das ist wirklich gefährlich, für Mensch und Tier."
GSR: Keine große Gefährdung für Mensch und Tier
Das Gesundheitsreferat der Stadt München (GSR) teilt auf AZ-Anfrage mit: "Damit eine Gefährdung von Menschen und Haustieren vermieden wird, dürfen die amtlich geprüften und zugelassenen Ködermittel nur verdeckt und in aller Regel nur in Köderschienen und Köderboxen ausgebracht werden. Zudem müssen bei der Bekämpfung Warnschilder aufgestellt werden, die auf die Köderauslegung hinweisen, die Art des Ködermittels dokumentieren sowie ein eventuelles Gegenmittel benennen."

Die Erziehungsberechtigten bzW. Haustierbesitzer seien in der Aufsichtspflicht, sodass "insgesamt bei amtlich angeordneten und durchgeführten Ratten-Bekämpfungsmaßnahmen keine über das allgemeine Lebensrisiko hinausgehenden Gefahren" bestehen, so das GSR.
Auch durch die Kadaver seien keine erhöhten Gesundheitsrisiken zu erwarten, da die Wirkstoffe, die die Ratten töten, nach kurzer Zeit die Wirkung verlieren. Die Menge sei außerdem zu gering, um eine Gefahr für Haustiere darzustellen.

GSR: Keine Alternative zur Rattenbekämpfung
Tierschützerin Monika W. sieht auch die Verwendung des Ködermittels als höchst problematisch an. Bei ihnen handelt es sich nicht um Gifte im klassischen Sinn, die Mittel enthalten blutgerinnungshemmende Wirkstoffe. Die Folge: Die Tiere verbluten innerlich. Ein äußerst qualvoller Tod. "Das ist extremste Tierquälerei", so W.. "Dass das überhaupt erlaubt ist, ist der Hammer."
Der Stadt München zufolge sind effiziente Alternativen zur Schädlingsbekämpfung nicht bekannt oder gesetzlich nicht vorgesehen.

Tierschützerin: "Es ist wirklich eklig"
Am Mittwochabend hat die Münchnerin drei tote Ratten im Brunnen entdeckt, mindestens zwei daneben. Am Freitag sagt sie: "Ich war letzte Nacht auch noch mal vor Ort. Es ist wirklich eklig."
Wann werden die Kadaver entfernt? Laut Gesundheitsreferat werden sie "bei der turnusmäßigen Wartung der Köderstationen oder anlassbezogen bei entsprechenden Mitteilungen durch das beauftragte Schädlingsbekämpfungsunternehmen bzW. durch die Straßenreinigung entsorgt".
Wie das Baureferat auf AZ-Anfrage mitteilt, gehört der Orleansplatz zur Reinigungsklasse 1 – und wird "fünfmal wöchentlich gereinigt und zweimal wöchentlich grob gereinigt".
Bürger, die die toten Ratten und andere Tierkadaver als störend empfinden, können die mit der Rattenbekämpfung beauftragten Firma oder, da es sich in diesem Fall um öffentlichen Grund handelt, den Abfallwirtschaftsbetrieb München (Tel.: 089/233-31999 oder 089/233-96200) verständigen.
Weggeworfene Nahrungsmittel ziehen Ratten an
In einem sind sich das Gesundheitsreferat und Monika W. einig: Der Mensch trägt zum Rattenproblem in München bei. "Leider stellt sich der Bekämpfungserfolg nur stark verzögert ein" so die GSR-Sprecherin zur AZ. "Die ausgelegten Ködermittel werden nur unzureichend angenommen, da ein reichliches Nahrungsangebot in Form von weggeworfenen Nahrungsmitteln und illegaler Taubenfütterung vorhanden ist."
Monika W. sagt: "Wenn der Mensch so weitermacht, kommen die Ratten wieder. Das Gift bringt auch nur übergangsweise etwas."