Verschwundene Mutter: Mord aus Eifersucht?

München - Das Motiv ist Eifersucht, der Tatort ein Mietshaus in Pasing. Ein Verdächtiger sitzt seit Donnerstag wegen Mordes in U-Haft. Bülent A. (43) soll die Mutter seiner beiden Kinder getötet haben. Doch der entscheidende Beweis fehlt – die Leiche. Daniela K. (36) ist seit knapp zwei Wochen spurlos verschwunden. „Daniela hätte ihre beiden Kinder nie zurückgelassen“, sagt eine junge Mutter aus der Nachbarschaft. „Ihr muss etwas passiert sein“.
Töchterchen Sarah (2) und Brüderchen Kenan (5) waren der ganzer Stolz der 36-Jährigen. „Sie liebt ihre Kinder über alles.“ Am 12. März ist die zweifache Mutter verschwunden. Vorausgegangen war ein heftiger Streit mit dem Vater ihrer Kinder. „Jemand aus dem Haus hörte Hilfeschreie aus der Wohnung“, sagt Markus Kraus, Chef der Mordkommission.
Doch die Frau aus dem Erdgeschoss rief nicht die Polizei. Die wurde erst sechs Tage später am 18. März verständigt. Und zwar nicht, wie man annehmen möchte, von Bülent A., sondern von einer Freundin der 36-Jährigen. Sie hatte seit Tagen nichts mehr von Daniela gehört und machte sich Sorgen. Auch Verwandte wussten nicht, wo sie steckt. Das K 14, zuständig für Vermisstenfälle, wurde eingeschaltet. Die Polizei nahm Kontakt mit Bülent A. auf.
Der gab zu, dass er am fraglichen Abend mit seiner Freundin einen heftigen Streit hatte. Er sei handgreiflich geworden. Seine Freundin habe daraufhin die Wohnung verlassen. Er habe sich zum Schlafen hingelegt. Erst am nächsten Morgen, so die Erklärung des 43-Jährigen, habe er bemerkt, dass seine Freundin verschwunden sei. Nur die beiden Kinder seien nach da gewesen. „Es ist unwahrscheinlich, dass die Mutter ihre beiden kleinen Kinder einfach so alleine lässt“, sagt Markus Kraus. Auch zu Freunden und Familie habe sie immer engen Kontakt gehalten. „Wir gehen davon aus, dass die Frau Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und nicht mehr am Leben ist“, so der Chef der Mordkommission.
Während des Streits der Eltern waren beide Kinder in der Wohnung. Was sie gesehen oder gehört haben, ist unklar. Das zweijährige Mädchen kann noch nichts erzählen. „Den Buben haben wir noch nicht befragt, um ihn nicht weiter zu traumatisieren“, sagt Markus Kraus. Die Kinder werden inzwischen vom Jugendamt betreut. Bülent A. verwickelte sich bei der Vernehmung durch die Polizei immer mehr in Widersprüche. Auch bei Freunden und Verwandten erzählte er unterschiedliche Varianten, die nicht so richtig zusammenpassen. In der Wohnung des Paares wurden verdächtige Spuren gefunden. Welche das sind, will die Mordkommission aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten. Bisher haben die Fahnder nur Indizien in der Hand: Kein Geständnis – und keine Leiche. D
aniela K. wollte sich von Bülent A. trennen. Der 43-jährige sollte aus der Wohnung in der Nimmerfallstraße ausziehen. Was kaum jemand wusste: Daniela K. hatte sich in einen anderen Mann verliebt. Mit ihm wollte sie sich eine Zukunft aufbauen. Daniela K. haben die ständigen Streitereien mit Bülent A. schwer belastet. Er hatte seit längerer Zeit keine Arbeit mehr, saß ständig zuhause rum. „Sie hat seit Herbst stark abgenommen“, erzählt eine Nachbarin. Daniela K. wirkte verängstigt.
„Zuletzt hat sie sich kaum getraut, mit Leuten auf der Straße ein Wort zu wechseln“, sagt Inge B. Was Bülent A. in den Augen der Polizei besonders verdächtig macht, ist seine Teilnahmslosigkeit. Er machte Andeutungen, seine Frau könne bei einem anderen sein. Am 15. März brachte er Sarah und Kenan zu seinen Eltern. Anschließend fing er an, aus der Wohnung in Pasing auszuziehen. Nach der Mutter seiner Kinder suchte er nicht, nicht einmal Vermisstenanzeige erstattete er. Am Donnerstag erging Haftbefehl gegen ihn wegen Mordverdachts. Bülent A. sitzt in seiner Zelle und schweigt.