Verneigt sich St. Michael vor den Münchnern?
München - Auch wollten sie keine Tauben vertreiben. Hier wurde vermessen, ob St. Michael noch ordentlich gerade steht. Das Gotteshaus steht über dem U-Bahntunnel und daher etwas unsicherer als bei der Errichtung vor 400 Jahren. Wenn St. Michael jetzt plötzlich schäpps dastünde – das könnte teuer werden.
Auf der anderen Seite: So ein schiefes Gebäude lockt bestimmt auch zahlreiche Schaulustige – kennt man ja aus Pisa. Bei dem Turm in Italien hat’s wohl keine der empfindlichen Messinstrumente gebraucht, um festzustellen, dass er irgendwie ungleichmäßig abgesackt ist. In Pisa hat man den Baupfusch dann einfach zur Touristenattraktion umfunktioniert, seither stehen Menschen aus aller Welt in wunderlichen Kameraposen vor dem berühmten Turm.
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Wär doch gelacht, wenn München eine geneigte Kirche nicht zum Geheimtipp unter Europareisenden machen könnte. Und die Fassade könnte man auch besser betrachten, wenn St. Michael den Vorbeiflanierenden in der Innenstadt im wahrsten Sinne des Wortes etwas entgegenkommen würde. Im Gegenzug hätten der Heiland, der da oben steht, einen besseren Blick auf die Münchner. Darf halt nur nicht zu viel der Neigung sein.
Man könnte eine nicht mehr ganz aufrechte Fassade freilich auch als symbolhaft für die christliche Demutslehre deuten – ist ja schließlich ein Gotteshaus.
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