Verkehrsberuhigung: Steine des Anstoßes

Auf Wunsch einer Bürgerinitiative stehen in der Preysingstraße seit einigen Wochen Poller – zufrieden ist damit jedoch niemand.
Jeanne Jacobs
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Aufgehübscht: Die Bürgerinitiative hat einige Würfel bepflanzt.
ho 3 Aufgehübscht: Die Bürgerinitiative hat einige Würfel bepflanzt.
Die Bürgerinitiative hätte gerne Pflanzkübel wie hier in der Steinstraße.
ho 3 Die Bürgerinitiative hätte gerne Pflanzkübel wie hier in der Steinstraße.
Immer wieder werden die Betonklötze aus dem Boden gerissen.
ho 3 Immer wieder werden die Betonklötze aus dem Boden gerissen.

Haidhausen - Nicht mal einen halben Meter hoch, grau mit rot-weißen Reflektoren sind die Betonpoller, die in der Preysingstraße seit Wochen für Diskussionen sorgen. Endlich eine Maßnahme zur Verkehrsberuhigung sagen die einen – eine Verschandelung des dörflichen Charakters die anderen. Zu klein, leicht zu übersehen und deshalb eine Gefahr für Autofahrer und Radler, meinen manche. Und dann gibt es noch die, die nicht viel reden und die Steine nachts einfach aus dem Boden reißen – und auf die Fahrbahn wuchten.

Die Poller sind das Ergebnis des Einsatzes der Bürgerinitiative „Sichere Preysingstraße“, deren Vertreter bereits seit einigen Jahren fordern, die Verkehrsberuhigung in der Spielstraße auch baulich durchzusetzen. An das vorgegebene Schritttempo im östlichen Teil der Preysingstraße hielten sich nämlich nur wenige Autofahrer. In einigen Navigationssystemen wird die Strecke außerdem als Abkürzung angegeben – die Folge war ein reger Durchgangsverkehr in der schmalen bürgersteiglosen Straße.

Anfang Juli stellte das Baureferat die Betonwürfel auf, versuchsweise. Ein knappes Jahr lang soll getestet werden, ob Auto- und Lkw-Fahrer dadurch das Tempo in der Preysingstraße verlangsamen. „Mit dem Tag der Aufstellung haben wir diesen Effekt gehabt“, sagt Bernd Haak von der Bürgerinitiave. Zufrieden sind er und seine Mitstreiter dennoch nicht.

Im Gegenteil – die Würfel sorgen in der Preysingstraße für noch mehr Ärger. Denn die Poller sind für die Testphase nicht fest im Boden verankert, sondern nur mithilfe von dünnen Stahlstangen in die Fugen des Kopfsteinpflasters gesteckt.

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Dadurch sind sie leicht zu bewegen: „Das ist ein großes Problem“, sagt Haak, „durch die verschobenen Steine entsteht eine echte Verkehrsgefährdung“. In der vergangenen Woche wurden nun wieder einmal Poller aus dem Boden gerissen und auf die Straße geworfen – manche lagen seitlich auf den Reflektoren, für Autofahrer und Radler in der Nacht kaum zu erkennen. „Wir wissen nicht, wer das ist oder wie viele es sind“, sagt Bernd Haak.

Doch nicht nur die mangelhafte Befestigung der Poller hält man bei der Bürgerinitiative für problematisch. Auch das Aussehen der schlichten Betonklötze, das doch stark an eine Autobahnbaustelle erinnere, sei nicht gerade förderlich für die Akzeptanz der Maßnahme.

Nach dem ersten Monat der Testphase hat die Bürgerinitiative daher einige Vorschläge zur Verbesserung der Situation vorgelegt: Statt der kleinen Würfel schlagen Haak und seine Mitstreiter als langfristige Lösung große Pflanztröge vor, wie sie zum Beispiel in der nahegelegenen Steinstraße stehen. Die sind nicht nur deutlich massiver und damit nicht so leicht zu verschieben, sondern außerdem auch viel hübscher, findet man bei der Initiative, und würden sich dadurch deutlich besser in das idyllische Straßenbild einfügen.

Da die städtische Testphase aber noch bis zum nächsten Frühjahr läuft, hat die Bürgerinitiative auch eine Idee, wie die Würfel kurzfristig verschönert und damit vielleicht auch etwas beliebter werden könnten: durch einen Austausch der rot-weißen durch reinweiße Reflektoren. Die würden ihren Zweck ebenso gut erfüllen, das Ambiente aber nicht durch „zu viele unnötig grelle und ortsfremde Farben“ stören.

Adelheid Dietz-Will, Vorsitzende des zuständigen BA, hält die Diskussion über die Ästhetik der Poller für übertrieben: „Ein Versuch ist ein Versuch und wir haben im Bezirksausschuss einstimmig beschlossen, den erst einmal zu Ende zu führen – danach sehen wir weiter“.

Das Baureferat prüft nun, ob es für die restliche Testzeit eine andere Befestigungsmöglichkeit gibt. Vorerst werden die ungeliebten Poller aber erst einmal bleiben. So, wie sie sind.

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