Unzumutbare Situation in Münchner Ankerzentrum: Was ist in der Funkkaserne los?
München - Die Zustände im Ankerzentrum in der Funkkaserne sollen am 26. März im Rathaus behandelt werden. Grundlage der Debatte: Ein Dringlichkeitsantrag von Grünen und rosa Liste für die Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses. In der Funkkaserne komme es regelmäßig zu Konflikten, von denen oft Frauen und Kinder betroffen seien.
Immer wieder gab es in den letzten Monaten Berichte von Einsätzen und menschenunwürdigen Zuständen. "Wir machen uns große Sorgen um das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner und um die Atmosphäre in der Funkkaserne", sagt auch die Leiterin der Inneren Mission München, Andrea Betz. Die Innere Mission München, die mit Fachkräften vor Ort Familien betreut, spricht in einer Mitteilung von "unzumutbaren Bedingungen in der Einrichtung". Ein Grund dafür sei auch die teilweise lange Aufenthaltsdauer von mehr als einem Jahr im Ankerzentrum.
Einschätzung der Polizei
Laut Polizei kam es im Zeitraum von Dezember 2018 bis zum 20. März 2019 zu insgesamt 41 Einsätzen. Bei 13 davon ging es um Körperverletzungen und Streitereien. Einmal rückte die Polizei an, um das Jugendamt bei der Inobhutnahme eines Kindes zu unterstützen. Die Polizei schätzt die Situation in der Funkkaserne dennoch nicht als kritisch ein.
"Überall, wo viele Menschen auf engem Raum wohnen, haben wir auch mehr Einsätze", sagt ein Sprecher der Polizei München auf AZ-Anfrage. Klar ist aber auch: Frust und Langeweile erhöhen die Gefahr von Auseinandersetzungen.
Politiker wollen Aufklärung
"Die aktuellen Ereignisse rund um die Anker-Dependance "Funkkaserne" zeigen, dass eine Unterbringung in Ankerzentren für die betroffenen Menschen eine Extremsituation darstellt", lautet die Schlussfolgerung in dem Antrag. Die Grünen - rosa Liste fordern daher Aufklärung, um die Zustände vor Ort besser beurteilen zu können: Wie viele Menschen sind in der Funkkaserne untergebracht? Wie viele davon sind Kinder, Jugendliche und schwangere Frauen? Wie lange sind die Flüchtlinge schon dort untergebracht? Ziel des Antrags ist es herauszufinden, wie die Stadt eingreifen kann um die aktuelle Situation zu verbessern. Auch die Stadtrats-CSU unterstützt diese Forderungen in einem eigenen Antrag.
Die Beurteilung der Situation wird derzeit dadurch erschwert, dass offenbar weder Stadträte noch Mitarbeiter des Sozialreferats ohne vorherige Zustimmung der Regierung von Oberbayern das Gelände der Funkkaserne betreten können: Die Stadt habe "keinen Zugriff" auf die Menschen dort, sagt Grünen-Fraktionschef Dominik Kraus gegenüber der SZ. Ein einfacher Zugang sei aber wichtig, "um einen realistischen Eindruck der Situation der in der Einrichtung untergebrachten Menschen zu bekommen".
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