Unterwegs in München: Von Bankerl zu Bankerl im idyllischen Aubing

Im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied lohnt es sich, Spazieren zu gehen oder einfach auf das Radl zu steigen. Ein Ausflug in dörfliche Idylle und zwitschernde Natur in München.
von  Carmen Merckenschlager
Links neben dem Gasthof findet sich das erste lauschige Plätzchen.
Links neben dem Gasthof findet sich das erste lauschige Plätzchen. © cm

Aubing - Mit 3400 Hektar ist Aubing-Lochhausen-Langwied flächenmäßig der größte Stadtbezirk Münchens. Hier leben aber die wenigsten Menschen – pro Hektar zwölf Menschen. Das merkt man alleine schon an den Abständen zwischen den Häusern und Höfen, die dem Innenstädter gar wie Welten vorkommen könnten. Oder wer es nicht besser weiß: Ist das schon Dorf? Da steht auf dem Platz eben ganz selbstverständlich der Maibaum als zentrales Element.

Erst 1992 wurden die Gemeinden Aubing und Lochhausen-Langwied zum gemeinsamen Stadtbezirk. Die Wege zwischen den ehemaligen Ortskernen ziehen sich ein Stück, für einen Ausflug von Langwied nach Lochhausen bis nach Aubing – und am besten noch zum Langwieder See – sollte man sich am besten auf sein Fahrrad schwingen.

Herbstfest und Schloss: In Münchens idyllischem Stadtviertel Aubing gibt es einiges zu sehen

Für einen ausgedehnten Spaziergang sei aber die AZ-Route empfohlen. Wem der Weg zu weit ist, kann einfach eine erholsame Zeit in der Aubinger Lohe verbringen oder sich mit dem Badebus zum See fahren lassen. Vom 31. August bis zum 4. September findet außerdem das Aubinger Herbstfest statt.

Auch das Schloss Freiham ist sehenswert – wenngleich es nur von außen zugänglich ist. Das Schloss ist übrigens Namensgeber für das Neubaugebiet, welches sich im Westen zwischen der bisherigen Neuaubinger Bebauung im Osten und der A99 im Westen erstreckt. Auch wenn die Anreise in den 22. Stadtbezirk für manchen Innenstädter wie eine kleine Weltreise erscheinen mag. Ein Ausflug lohnt sich alle mal.

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Station 1: Der Langwieder Ortskern

Der Maibaum ragt weit in den blauen Himmel, darauf ein kleiner Bagger und ein Muldenkipper mit der Aufschrift "Brauchtum". Daneben der unter Denkmalschutz stehende Landgasthof Langwied. Der ist allerdings dauerhaft geschlossen.

Ein paar Meter weiter finden sich bereits die ersten zwei Bankerl auf dem Spaziergang durch den 22. Stadtbezirk. Neben einer kleinen Kapelle mit brennenden Kerzen sitzt es sich unter Birken, Weiden und Kastanien. Daneben fließt der Langwieder Bach.

Station 2: Zu Fuß zum nächsten Kern

Wer keine Lust auf Marschieren hat, nimmt am besten den Bus von Langwied nach Lochhausen (Vorsicht, der fährt nur jede Stunde). Ansonsten wandert es sich nett über den Waidachanger an der Langwieder Hauptstraße entlang bis man schließlich Lochhausen erreicht.

Wer über den Fischbach in die Johannes-Tanner-Straße einbiegt, erreicht die katholische Kirche Sankt Michael, erstmal von hinten – da wirkt sie imposanter, weil erst noch ein paar Stufen erklommen werden wollen. 1315 wird Lochhausen das erste Mal als selbstständige Pfarrei erwähnt.

Von der Johannes-Tanner-Straße wirkt Sankt Michael viel größer.
Von der Johannes-Tanner-Straße wirkt Sankt Michael viel größer. © cm

Der Sattelturm ist spätgotisch und bekam 1590 eine eiserne Schlaguhr mit vergoldeten Zeigern. Zwei Glocken bimmelten im Turm. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese eingeschmolzen. Heute läuten vier Glocken in dem Turm, sie wurden 1950 geweiht.

Wer die Treppen hinaufsteigt und einmal um die Kirche herumwandert entdeckt das nächste Bankerl der Reise, ein Ahorn spendet Schatten. Nur eine Baustelle nebenan durchbricht die idyllische Ruhe. Hier lässt sich gut ein Päuschen einlegen.

Station 3: Durch Ort und Bahnhof hinein in die Natur

Nach einer kurzen Pause an St. Michael geht es Richtung Lochhausener Straße weiter. Wer selber keine Brotzeit eingepackt hat oder gerne eine Zwischen-Leberkäs-Semmel hätte, biegt noch kurz in die Ranertstraße ein. Da gibt es einen Bäcker und einen Metzger.

Und wer richtig speisen möchte, der marschiert noch ein paar Meter weiter zur Deutschen Eiche, einem Landgasthof, der bereits 1899 erbaut wurde. Eine Radlermaß gibt es dort für 8,50 Euro. Wer noch keine Pause braucht, marschiert weiter durch die Bahnhofsunterführung über ein kleines Waldwegerl in die Ziegeleistraße.

Die Ziegeleistraße führt direkt in das Landschaftsschutzgebiet. Rechts liegt das alte Direktionsgebäude, heute ein Kindergarten.
Die Ziegeleistraße führt direkt in das Landschaftsschutzgebiet. Rechts liegt das alte Direktionsgebäude, heute ein Kindergarten. © cm

Nur noch wenige Eindrücke zeugen von der einstigen Ziegelindustrie dort: Eingelassene Schmalspurgleise auf übrigen Betonplatten, die die Ziegelei mit dem Güterbahnhof verbanden und das ehemalige Direktionsgebäude, welches heute ein Kindergarten ist.

Lochhausens lehmhaltiger Boden sorgte im späten 19. Jahrhundert für einen Industrieaufschwung. 1927 waren rund 250 Menschen in der dortigen Ziegelindustrie beschäftigt. Erst 1969 wurde das letzte Ziegelwerk stillgelegt.

Station 4: Trimm-dich-Pfad und Spielplatz

Rechts von der Ziegeleistraße führt ein kleiner Waldpfad ab. Nach wenigen Metern macht das Gelände auf und sanfte Hügel – hier wurde früher der Lehm angebaut – prägen die Landschaft. Zur Rechten liegt ein ausladender Spielplatz mit hölzernem Klettergerüst. Auf der Wiese lässt sich exzellent Picknicken, Federball spielen oder einfach die Sonne genießen.

Die Geräte auf dem Trimm-dich-Pfad könnten ein wenig Öl vertragen, sind ansonsten aber gut in Schuss.
Die Geräte auf dem Trimm-dich-Pfad könnten ein wenig Öl vertragen, sind ansonsten aber gut in Schuss. © cm

Wem das zu langweilig ist, der kann sich auf dem nahe gelegenen Trimm-dich-Pfad vergnügen. Oder den anderen zuschauen, denn auch hier stehen zwei Bankerl. Die Tafeln sind zwar ein wenig vermoost, aber die Geräte funktionieren gut.

Station 5: Stille Wasser

Nur wenige Minuten vom Trimm-dich-Pfad entfernt liegt der erste von zwei Weihern in der Aubinger Lohe, die teilweise zum Landschaftsschutzgebiet erklärt wurde, um Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Das kleine Gewässer ist zum Teil bedeckt von Seerosen, alle paar Sekunden springt ein Fisch aus dem Wasser – alles wirkt unberührt, fast ein wenig verwunschen.

Idyllisch: Seerosen, Fischerl und ein Rettungsring.
Idyllisch: Seerosen, Fischerl und ein Rettungsring. © cm

Nur ein Rettungsring zeugt von Zivilisation – und natürlich ein Bankerl. Hier lohnt es sich, die Augen zu schließen, zu lauschen und zu schnuppern. Es riecht nach Fichten und Gräsern, zu hören sind die springenden Fische und rascheln im Laub am Boden.

Wer ganz ruhig sitzen bleibt, sieht vielleicht auch den ein oder anderen kleinen Bewohner des Schutzgebietes. Wer dem Weg in die Aubinger Lohe weiter folgt, erreicht schon bald den zweiten See, den Gänseweiher.

Station 6: Den Kühen zum Abschied winken

In der Aubinger Lohe könnte man sich lange aufhalten und den Wald genießen, zur Keltenschanze spazieren oder im Winter den Teufelsberg hinunterrodeln. Wer genug gesehen hat, der nimmt die Abzweigung hinaus Richtung Fischbach und läuft an einer Kuhweide entlang zurück Richtung Ortskern.

Der Weg am Fischbach entlang führt zum Bahnhof Lochhausen.
Der Weg am Fischbach entlang führt zum Bahnhof Lochhausen. © cm

Dort endet der AZ-Spaziergang am Bankerl der Bushaltestelle am Lochhauser Bahnhof. Wer noch nicht genug hat, der steigt einfach noch in den Badebus. Der fährt im 20-Minuten-Takt zum Langwieder See.

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