Unterwegs auf dem Demenzparcours
Milbertshofen - Was haben Spiegel, Fotos und Riechdosen mit Demenz zu tun? Gezielt eingesetzt, können diese Gegenstände eine Erfahrung ermöglichen, wie Menschen mit Demenz sie häufig machen: Die Aufgaben scheinen leicht - aber ohne den üblichen Hintergrund an kognitiven Fähigkeiten wird es doch ziemlich schwierig.
Am 21. und 22. Juni können die Besucher des Olympia-Einkaufszentrums an einem Demenzparcours teilnehmen. Bei dieser Mitmachaktion der Alzheimer Gesellschaft München (AGM) werden verschieden Symptome von Demenzerkrankungen an mehreren Stationen erlebbar.
Das Erleben der eigenen Gefühle steht dabei im Mittelpunkt, und diese schwanken je nach Situation und Persönlichkeit zwischen Frustration und Ärger bis hin zu Selbstzweifel und Scham.
Doch es wird immer auch ganz viel gelacht bei den verschiedenen Aufgaben. Manchmal lässt sich nur mit (Galgen-)Humor ertragen, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen. Und wirklich lustig sind so manches Mal die kreativen Strategien, die sich der eine oder die andere einfallen lässt, um sich zu behelfen, wenn es schwierig wird.
Auch dies verdeutlicht einen wesentlichen Aspekt von Demenz: Wie viele Ressourcen nämlich Menschen mit Demenz haben, beziehungsweise entwickeln müssen, um mit sich und ihren verloren gegangenen Fähigkeiten zurechtzukommen.
Das ist doch ganz einfach – oder? So steht es auf den Spiegelkisten. Doch die Simulation einer optischen Wahrnehmungsveränderung lässt keine Chance für die übliche Augen-Hand-Koordination.
So wird selbst das Abzeichnen eines Sterns oder das Umfüllen von kleinen Steinchen in ein anderes Gefäß zu einer wahren Herausforderung.
Sogar „Mensch ärgere Dich nicht“ ist dann kein Spiel mehr, sondern eine schwierige Aufgabe – zuerst das Ziehen der Figuren und dann natürlich das Nicht-Ärgern…
1,4 Millionen Menschen - das ist in etwa die Einwohnerzahl von München. Ebenso viele Menschen leiden in Deutschland an einer Demenz. Dazu kommen je ca. 3 Angehörige und 5 Freunde, die kaum ahnen können, wie sich das anfühlt, dement zu sein.
Die Alzheimer Gesellschaft begleitet und unterstützt Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen seit 27 Jahren. Sie stärkt die Gemeinschaft untereinander und gibt praxisnah fachliches Wissen weiter. So entsteht Mut machende Solidarität in, mit und für unsere Gesellschaft.
Das ist wichtig, denn Menschen mit Demenz werden uns immer mehr auch im Alltag begegnen. Wenn Verständnis für Menschen mit Demenz entwickelt wird, ist dies ein wichtiger Schritt zu einer solidarischen Öffentlichkeit.
Genau dies soll durch den Demenzparcours ermöglicht werden, damit die Isolation der Betroffenen und deren Familien überwunden wird.
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