Unfall! Surfer treibt bewusstlos im Eisbach
München - Martin B. ist sportlich und durchtrainiert. Er fährt Ski, radelt – und surft regelmäßig am Eisbach. Das hätte ihn jetzt um ein Haar das Leben gekostet. Beim Surfen in der Nacht knallt ihm das Brett an den Kopf. Bewusstlos treibt der 25-Jährige im Wasser, zwei Surfer retteten ihm das Leben.
Brett an Kopf: Eisbach-Surfer im künstlichen Koma
Nachtsurfen ist hip in der Szene. "Dann ist am Eisbach weniger los und man muss nicht so lange warten, bis man auf dem Board steht", sagt Petra Offermanns, selbst eine erfahrene Riversurferin. Auch Martin B. zieht es abends regelmäßig an den Eisbach. "Nightsurfing" nennt sich seine Gruppe.
Am Mittwoch, kurz nach 20. 30 Uhr, surft der Student am Eisbach. "Er wirkte wie ein Profi", erzählt Philipp (24), ebenfalls ein begeisterter Surfer. Plötzlich hört der Schüler einen Knall. Martin B. ist auf einmal verschwunden, sein Brett treibt im Eisbach. "Der kommt nicht mehr hoch", schreit Philipp – und springt selbst ins Wasser.
Etwas unterhalb steht Thomas (25) am Ufer. "Ich habe die Schreie gehört, das Brett im Wasser treiben sehen und daneben einen regungslosen Körper", berichtet der Münchner. Den Eisbach kennt er wie seine Westentasche. Deshalb springt der Surfer trotz der Dunkelheit ins Wasser, um dem verunglückten Kollegen zu helfen.
Dreimal bekommt er Martin B. zu packen, dreimal entgleitet er seinen Händen. Erst nach rund 300 Metern gelingt es ihm, den 25-Jährigen ans Ufer zu ziehen. "Komm'. wach' auf, wir müssen raus aus dem Wasser", sagt Thomas zu dem 25-Jährigen. Doch Martin B. reagiert nicht.
Im Krankenhaus stellen die Ärzte später ein Schädelhirntrauma, einen Jochbeinbruch und einen Riss über dem linken Auge fest. Inzwischen geht es Martin B. besser. Er ist bei Bewusstsein.
Die Surferszene ist seit dem Unfall in Aufruhr. Nachtsurfen verbieten, fordern einige. „Anfänger sollten eine eigene, weniger gefährliche Welle bekommen“, sagt Wolfrik Fischer, Sprecher der Interessengemeinschaft Surfen in München.
Zwei Standorte für Anfänger seien im Gespräch: Die Floßlände – dort fehlt es aber oft an Wasser. Die Welle an der Reichenbachbrücke wäre auch geeignet.
Doch Naturschützer fürchten, Surfer könnten die Fische stören. Der Eisbach ist nur etwas für Profis. Zudem sind nachts die Lichtverhältnisse gefährlich. Manche Surfer fahren im Schein einer Fahrradlampe. So auch Martin B. am Mittwochabend. "Solche Unfälle können sich jederzeit wiederholen", sagt Wolfrik Fischer, "solange es keine Welle für Anfänger gibt."
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